Eisbär starb an Kreislaufkollaps während Transport | Polarjournal

Eisbären sind in und um Svalbards Hauptort Longyearbyen in diesem Jahr mehrfach aufgetaucht. Die Behörden, die ein Überwachungssystem seit Jahren eingerichtet haben, mussten immer wieder Bären mit Hubschrauber und Schneemobilen vertreiben. Normalerweise bleiben die Tiere dann der Ortschaft fern. Doch Ende Januar mussten die Sysselmannen einen Eisbären jagen, betäuben und mit einem Hubschrauber in ein abgelegenes Gebiet transportieren. Doch während des Transportes starb das Tier. Experten untersuchten den toten Bären und kamen zum Schluss, dass er an einem Kreislaufkollaps gestorben war.

Der Autopsiebericht, der von den norwegischen Behörden veröffentlicht worden ist, weist als Gründe für den Kollaps die erschöpfende Treibjagd, den resultierenden Stress und eine Reaktion auf die Betäubung aus. Dadurch sei das Tier während des Transportes mit dem Hubschrauber kollabiert und gestorben. Der Leiter der Umweltbehörde des Gouverneurs von Svalbard, Morten Wedege, schreibt in einem Pressebericht dazu: «Es ist natürlich sehr bedauernswert, dass dies passiert ist und es zeigt klar, dass es keine einfache Lösung ist einen Eisbären zu betäuben und von der Siedlung abzutransportieren. Es gibt so viele Faktoren, die noch eine Rolle spielen, wie beispielsweise die Beleuchtung, die Wetterbedingungen und die Sicherheit des Personals während des Transportes.» Die Behörde wolle nun zusammen mit dem Norwegischen Polarinstitut die Abläufe für die Jagd und die Betäubung überprüfen und anpassen, um ähnliche Fälle in Zukunft zu vermeiden.

In der gesamten Barentsseeregion, die Svalbard und Franz-Josef-Land umfasst, leben geschätzt 2 – 3’000 Eisbären. Sowohl in Norwegen wie auch in Russland sind die Tiere geschützt und das Töten eines Eisbären wird von den Behörden genau untersucht. Trotzdem kommen immer wieder Eisbären zu Tode aufgrund menschlichem Fehlverhalten. Bild: Michael Wenger

Der Eisbär, der Ende Januar in der Nähe von Hotellneset, dem Areal gegenüber dem Flughafen, entdeckt worden war, wurde von den Behörden rund 2.5 Stunden gejagt, um ihn zu vertreiben, bevor sie mit einem Pfeil das Tier betäubten. Danach wurde er noch einmal 2.5 Stunden untersucht und für den Transport vorbereitet. In dieser Zeit blieb das Tier sediert. Danach transportierte der Hubschrauber der Sysselmannen den Bären, der zu dem Zeitpunkt noch gelebt hatte, in das 200 Kilometer entfernte Kinnvika auf Nordaustlandet. Dort wurde der Tod des Tieres festgestellt. Gemäss den Sysselmannen und dem Bericht der Autopsie wog der Eisbär, ein junges Männchen, gerade einmal 62 Kilo und war nach Analyse der Zähne knapp 2 Jahre alt. Das Gewicht im Verhältnis zu seinem Alter war auf jeden Fall zu gering, da Bären in diesem Alter mehr als 100 Kilo auf die Waage bringen müssten. Sein Gesundheitszustand war nicht überragend. Doch er wies keine Verletzungen und Krankheiten auf.

Eisbären mit einem Hubschrauber in abgelegene Gebiete zu transportieren, wird nicht nur in Kanada betrieben. Auf Svalbard werden die betäubten Tiere markiert, so dass sie im Falle eines erneuten Auftauchens sofort erkannt werden. Am Neujahrstag wurde ein solcher Bär von den Behörden erschossen. Bild: Annina Egli

Normalerweise versuchen die Behörden einen Eisbären mittels Schneemobils oder Hubschrauber zu vertreiben. Eine solche Jagd ist für einen Eisbären sehr stressig, da die Tiere derart gut durch Fell und Fettschicht isoliert sind, dass die Körperwärme nur schlecht abstrahlt. Es droht also bei zu langer Jagd eine Überhitzung des Bären. Darauf angesprochen hatten die Behörden Ende Januar erklärt, dass dieser Bär nicht auf die Vertreibungsversuche reagiert habe und daher zur Betäubung gegriffen werden musste. In einem solchen Fall müssen die Behörden abschätzen, wie gross, schwer und in welchem Zustand der Bär ist, um eine adäquate Menge an Betäubungsmittel zu verwenden. Keine einfache Aufgabe bei schlechtem Wetter und/oder Dunkelheit. Doch ein Fehlverhalten des Teams schliesst Wedege aus: «Wir gehen nicht davon aus, dass irgendjemand etwas falsch gemacht hat. Aber ein Risiko bleibt bei solchen Aktionen immer bestehen.»

In Churchill lassen die Behörden Eisbären, die in den Ort kommen, überwachen und, falls Vertreibung nicht funktioniert, in einem umgebauten Flugzeughangar bei Wasser 30 Tage lang eingesperrt, bevor sie dann mit einem Hubschrauber in die Wildnis zurückgebracht werden. Bild: Von Emma – Flickr, CC BY 2.0

Um dieses Risiko zu minimieren, wollen die norwegischen Behörden jetzt das Verhaltensprotokoll überarbeiten und sich dabei auch an den kanadischen Vorgehensweisen orientieren, die schon seit langer Zeit bei Churchill beispielsweise gegen Eisbären im Ort vorgehen. Dabei werden die Bären betäubt, 30 Tage in einem «Eisbärengefängnis» behalten und kontrolliert und dann in sediertem Zustand weit in die Wildnis transportiert. Ob ein Gefängnis zur Beobachtung die Lösung für Longyearbyen ist, wird sich wohl in der Zukunft zeigen.

Quelle: Svalbardposten

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