Niederschlag von Mikrometeoriten in Antarktika | Polarjournal
Das Hochplateau von Dome C, auch Dome Concordia oder Charlie genannt, ist eine auf 3’233 Meter über Meer liegende Ebene. Keine Erhebungen, Nunataks oder andere Orientierungspunkte ragen aus dem Eis. Doch im Schnee und Eis des Plateaus finden sich zahlreiche Spuren von ausserirdischem Material, das hier gut erhalten bleibt. Bild: Stephen Hudson – Own work, CC BY 2.5 Wikipedia

Mehrfach konnte schon gezeigt werden, dass Antarktika nicht nur Menschen und Pinguine anzieht, sondern auch Meteoriten. Doch nicht nur in der Vergangenheit trafen die Geschosse aus dem All auf die Erde und den weissen Kontinent. Auch heute noch regnet es ausserirdisches Material auf uns nieder. Eine Forschungsgruppe konnte nun anhand von Proben aus der Mitte von Antarktika bestimmen, wie viel es tatsächlich ist und woher es kommt.

Rund 15’000 Tonnen Staub und Mikrometeoriten pro Jahr treffen auf die Atmosphäre der Erde, sagt das französische und US-Amerikanische Team in ihrer Studie. Davon dringen rund 5’200 Tonnen bis auf die Erdoberfläche, während der Rest verdampft. Dabei sind es vor allem Körner in der Grösse zwischen 10 und 1’000 Mikrometer, die den grössten Teil des ausserirdischen Materialregens ausmacht. Dies ist besonders wichtig, da wahrscheinlich so vor allem in der Frühzeit der Erde auch Wassermoleküle und anderes Material auf die Erde gelangt ist.

Die Proben wurden aus mehreren Metern tiefen Gräben entnommen und zur Station transportiert, wo sie geschmolzen und die Partikel herausgefiltert worden waren. Die Station liegt 1’100 Kilometer von der Küste entfernt. Die Gräben wurden in bis zu 3 Kilometer Entfernung von der Station ausgehoben, um eine Kontamination von der Station aus zu verhindern. Bild: Rojas et al. (2021) Earth Plan Scie Lett

Gefunden wurden die Teile nahe der französisch-italienischen Concordia-Station auf dem antarktischen Hochplateau Dome C. Hier auf über 3’200 Metern und über 1’100 Kilometer von der Küste entfernt, sind die Bedingungen für die Konservierung und Entdeckung solchen Materials ideal, sagen die Forscher. «Wenig Schneeansammlung und keinerlei irdischen Staub machen den Dome C zum idealen Sammelpunkt», schreibt das Team. In mehreren Expeditionen und über einen Zeitraum von zwanzig Jahren konnten die Forscher nahe der Station Graben ausheben, aus dem sie die mikrometer-grossen Teile herauslösten. Dabei musste der Schnee sanft geschmolzen und die Partikel mit Filtern aufgefangen und analysiert werden. Die Gräben mussten alle mehr als zwei Meter tief sein, um sicherzustellen, dass keine Partikel vor 1995 (Entstehungsjahr der Station) mit analysiert würden.

Die von den Forschern im Schnee von Antarktika entdeckten Teile sind alle zwischen 30 und 350 Mikrometer gross. Um diese Mikrometeoriten zu entdecken, mussten Unmengen von Schnee geschmolzen und analysiert werden. Die Ausbeute: knapp 1’300 Mikrometeoriten (rechts) und über 800 kosmische Kügelchen (links oben). Bild: Rojas et al. (2021) Earth Plan Scie Lett

Die Filterung brachte 1’280 Mikrometeoriten und 808 kosmische Kügelchen hervor, die alle zwischen 30 und 350 Mikrometer gross sind. Berechnungen ausgehend von der Dichte und der Masse, zeigen dass pro Quadratmeter Erdoberfläche rund 3 Mikrogramm Mikrometeoriten und 5.6 Mikrogramm kosmische Kügelchen jedes Jahr auf die Erde treffen. Hochgerechnet sind dies also rund 5’200 Tonnen Material pro Jahr. Eine genauere Analyse und mit Hilfe eines spezifischen Modells konnten die Forscher auch bestimmen, woher das Material stammt. «Unsere Simulationen weisen darauf hin, dass die meisten der Mikrometeoriten und der kosmischen Kügelchen von Kometen aus der Jupiter-Familie stammen und nur ein kleiner Teil aus dem Asteroidengürtel», erklären die Forscher in einer Pressemitteilung. Diese Erkenntnis und die Resultate sind besonders wichtig für weitere Forschungsarbeiten im Bereich Astro- und Geophysik. Denn geht man davon aus, dass dieser kosmische Staubstrom bereits seit der Frühzeit der Erde besteht, kann man davon ausgehen, dass auf diese Weise ein substantieller Teil des Wassers und verschiedener Elemente ausserirdischen Ursprungs sein könnten. Damit zeigt sich einmal mehr, dass in den weissen Weiten der Antarktis auch Geheimnisse des Universums entdeckt werden können.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zur Studie: J. Rojas, J. Duprat, C. Engrand, E. Dartois, L. Delauche, M. Godard, M. Gounelle, J.D. Carrillo-Sánchez, P. Pokorný, J.M.C. Plane, The micrometeorite flux at Dome C (Antarctica), monitoring the accretion of extraterrestrial dust on Earth, Earth and Planetary Science Letters, Volume 560, 2021,116794, ISSN 0012-821X, https://doi.org/10.1016/j.epsl.2021.116794.

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