Nördlicher Seeweg soll ganzjährig befahrbar werden | Polarjournal
Der LNG-Frachter «Christophe de Margerie» in der Nordostpassage. Um Erfahrung zu sammeln wurde probehalber eine Fahrt im Januar und Februar 2021 durchgeführt. Auf dem Rückweg wurde der LNG-Frachter vom Eisbrecher «50 Let Pobedy» begleitet, da zu dieser Jahreszeit das Eis seine grösste Dicke erreicht. (Foto: Sovcomflot)

Russland hat stark in die Infrastruktur der Nordmeerroute investiert und möchte, dass sie zu einer wichtigen Schifffahrtsroute wird. „Wir planen, 2022-2023 mit dem Übergang zur ganzjährigen Navigation zu beginnen“, sagte der stellvertretende Premierminister Yury Trutnev dem staatlichen Fernsehsender Rossiya 24. Dabei kommt das schnelle Schmelzen des arktischen Eises durch die Erderwärmung den Plänen entgegen.

Da sich die Meere im hohen Norden schneller erwärmt haben als im Rest der Welt, hat sich die Durchfahrt für Schiffe in den letzten zehn Jahren auf rund neun Monate verlängert.

Moskau hat in den letzten Jahren enorme Summen in die Entwicklung von Häfen, Bunkeranlagen und Eisbrechern investiert, um den Verkehr entlang des nördlichen Meeresrandes des Planeten zu steigern und möchte nun den nächsten Schritt wagen.

Um die Nordmeerroute weiter zu entwickeln und sie für die ganzjährige Navigation sicher zu machen, ist der erste superstarke Eisbrecher mit 81’500 PS, die Arktika bereits in Betrieb und vier weitere werden folgen.

Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein Frachtschiff im Januar und Februar in beiden Richtungen die vereiste Nordost-Passage durchfährt. Der Eisbrecher «50 Let Pobedy» und der LNG-Frachter «Christophe de Margerie» fahren gemeinsam zurück nach Sabetta. (Foto: Novatek)

Die Route, die entlang der Nordflanke Russlands verläuft, wird derzeit bis zu neun Monate im Jahr für den Transport von fossilen Brennstoffen und anderen Ressourcen genutzt. Aufgrund der dicken Eisdecke wird er bis heute im Winter noch nicht befahren.

Erste ‘Probefahrten’ haben Anfang 2021 aber bereits stattgefunden. Die LNG-Tanker «Christophe de Margerie» und «Nikolay Yevgenov» durchfuhren den nördlichen Seeweg ab Sabetta in Richtung Osten und brachte ihre Ladung nach China. Auf dem Rückweg, Ende Februar, wurde die «Christophe de Margerie» bis nach Sabetta von einem Eisbrecher eskortiert.

Nicht so glücklich endete die ‘Probefahrt’ für die «Nikolay Yevgenov». Ein Schaden am Azipod machte deutlich, dass die Durchfahrt immer noch Risiken bergen. Nach dem Abladen der Gasfracht im chinesischen Hafen Jingtang, einem Zwischenstopp in Korea und der Durchfahrt des Suezkanals war die «Nikolay Yevgenov» am 25. Februar im französischen Brest eingetroffen, wo das Schiff zur Reparatur in ein Trockendock gefahren wurde.

Der traditionelle Seeweg von Europa nach Asian (Rotterdam-Tokio) durch den Sueskanal beträgt 21.100 Kilometer, die Route durch die Nordostpassage ist mit nur 14.100 Kilometern Länge wesentlich kürzer.

Frachtvolumen soll gesteigert werden

Die Regierung in Moskau will, dass das Frachtvolumen, das über die Route transportiert wird bis 2024 auf 80 Millionen Tonnen pro Jahr erhöht wird. Im vergangenen Jahr wurden 33 Millionen Tonnen Fracht verschifft.

Präsident Wladimir Putin sagte im vergangenen Monat, Russland solle mit regelmäßigen Containertransporten über die Schifffahrtsroute beginnen. Zu diesem Zweck sind beidseits der 6.500 Kilometer langen Strecke Containerterminals geplant.

Heiner Kubny, PolarJournal

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