Mehr Tollwutfälle bei Polarfüchsen in Nunavut | Polarjournal
Polarfüchse streifen auf der Suche nach Nahrung auch durch menschliche Siedlungen, wo es in den letzten Monaten zu mehreren Begegnungen mit tollwütigen Tieren kam. Foto: Dr. Michael Wenger

Seit November letzten Jahres registrierte die Regierung von Nunavut, Kanada, sechs Tollwutfälle bei Polarfüchsen — drei in Iqaluit, zwei in Igloolik und einen in Arctic Bay. Zudem gab es Sichtungen von aggressiven Füchsen in diesen Gemeinden und auch in Sanikiluaq, wie Nunatsiaq News berichtet. Obwohl Tollwut in der Region unter Füchsen und Wölfen weit verbreitet sei, gibt es nun mehr Fälle als gewöhnlich. 

Die erste Meldung über einen bestätigten Fall von Tollwut in Nunavut kam Mitte November 2021 aus Iqaluit, wo ein Polarfuchs positiv getestet wurde, der zuvor mit zwei Schlittenhunden in Kontakt kam. Die Hunde wurden daraufhin isoliert und beobachtet. In den folgenden Wochen gab es weitere Berichte über tollwütige Füchse in dem kanadischen Territorium, wobei auch drei Hunde gebissen worden sind. 

Die Regierung von Nunavut warnte die Bevölkerung nach Bekanntwerden der Fälle. Dennoch wurde im Dezember sogar eine Frau von einem tollwütigen Fuchs gebissen. Nachdem sie sich sofort in ärztliche Behandlung begeben hatte, hat sie sich inzwischen vollständig erholt.

Polarfüchse leben zirkumpolar in der Arktis und Subarktis und unternehmen auf der Suche nach Nahrung zuweilen weite Wanderungen durch die Tundra und sogar über das Packeis des Arktischen Ozeans. Nicht selten folgen sie Eisbären und profitieren von deren Beute. Polarfüchse sind von Natur aus relativ zutraulich und auch gesunde Tiere kommen dem Menschen recht nah. Foto: Dr. Michael Wenger

Die Zunahme der Tollwutfälle sei nicht ungewöhnlich, wie Jonathan Pynn vom Umweltministerium von Nunavut erklärt, da vergangenes Jahr die Fuchspopulation stark angestiegen ist und damit steige auch das Risiko von Tollwutinfektionen. «Da die Tollwut bei Füchsen endemisch ist, müssen wir nach einem Anstieg der Fuchspopulationen damit rechnen, dass sich mehr Füchse mit Tollwut infizieren», sagt er. Pynn geht davon aus, dass die Fuchspopulation wieder zurückgehen werde.

Die Populationsgröße der Polarfüchse folgt einem natürlichen Rhythmus — in einem Jahr steigt sie an und in den folgenden Jahren fällt sie wieder ab. Für diese wellenartige Populationsdynamik ist in der Regel die Verfügbarkeit von Beutetieren verantwortlich. Wie der Zoologe und Forscher Dominique Fauteux vergangenen August gegenüber Nunatsiaq News erklärte, war 2021 ein gutes Jahr für die Lemmingpopulationen. Da Lemminge, die häufigsten Säugetiere in der Arktis, zur bevorzugten Beute von Polarfüchsen zählen, hat deren zyklischer Anstieg und Rückgang große Auswirkungen auf die Population der Raubtiere.  

Freilaufende Hunde können leicht mit tollwütigen Polarfüchsen in Kontakt kommen und von ihnen gebissen werden und so das Virus auf den Menschen übertragen. Hundebesitzer in Nunavut sollen der Regierung von Nunavut zufolge darauf achten, dass ihre Tiere angeleint sind. Foto: Julia Hager

Die Bevölkerung von Nunavut ist dazu aufgerufen, mögliche Fälle und Begegnungen sofort an die Regierung von Nunavut zu melden und sich nach Kontakt mit einem möglicherweise infizierten Tier sofort in ärztliche Behandlung zu begeben.

Tollwut ist eine Virusinfektion, die durch Bisse, Kratzer oder Speichel übertragen wird und bei gleichwarmen Tieren (auch Menschen) das Gehirn befällt. Sie verläuft praktisch immer tödlich, wenn sie nicht unverzüglich nach der Übertragung behandelt wird.
Das arktische Tollwutvirus ist einer von vier Genotypen des Tollwutvirus Rabies lyssavirus. Die verschiedenen Genotypen passen sich an ihre Wirte an, wie an den Polarfuchs in der Arktis, der der Hauptwirt des arktischen Genotyps ist.

Julia Hager, PolarJournal

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