Man vermutet, dass Pinguine das Magnetfeld der Erde nutzen, um sich unter Wasser zu orientieren – ähnlich wie ein Segler mit seinem Kompass. So würden sie Zeit gewinnen, um in beutereiche Meeresgebiete aufzubrechen oder mit vollem Kropf zurückzukehren.
Wenn wir um 3 Uhr morgens aufwachen und unser Bett in der Nacht seine Ausrichtung geändert hat, dann sind wir orientierungslos. Pinguine dagegen verlieren auch im Dunkeln nicht die Orientierung. Am Ende der Jagd, in Hunderten von Metern Tiefe, sind sie in der Lage, die Wasseroberfläche zu erreichen, indem sie einem festgelegten Kurs folgen, dem der Polarfront oder Konvergenzlinie – einem Gebiet, in dem Ozeanströmungen, Nährstoffe und Tiere zusammenlaufen. Laut Charles-André Bost, Forschungsdirektor am CNRS, sparen sie dadurch wertvolle Zeit, um zu den großen Laternenfischschwärmen zu gelangen.
Das können wir seit dem 9. März in Marine Biology nachlesen, wo ein japanisch-französisches Forschungsteam die Hypothese aufstellt, dass diese Vögel empfindlich auf das Magnetfeld der Erde reagieren. Wie bei einigen Zugvögeln, die angeblich in der Lage sind, die magnetische Intensität der Erde zu sehen. Die Studie befasst sich mit den Königspinguin-Kolonien auf dem französischen Crozet-Archipel, südöstlich des Kaps der Guten Hoffnung.
Dort, am 46. südlichen Breitengrad, in der Nähe der antarktischen Konvergenz, haben die Erwachsenen keine Zeit zu verlieren. Sobald sie ihre Eier ausbrüten, gehen die Eltern abwechselnd auf die Jagd und schwimmen hin und her zu ihren bevorzugten, dicht mit Beutetieren besetzten Gebieten. „Diese Vögel sind auf Laternenfische angewiesen, die zwischen dem Meeresboden am Tag und der Oberfläche in der Nacht hin und her wandern. Sie jagen sie auf Sicht in der Tiefe und orten sie mit Hilfe ihrer Biolumineszenz“, erklärt uns Charles-André Bost.
Obwohl einige Pinguinarten Fischschwärme in Gruppen jagen, scheint der Königspinguin eine effektive individuelle Strategie zu verfolgen. Er jagt während seiner Reise zur Konvergenzlinie, sobald er an einem Gebiet vorbeikommt, das reich an Nahrung ist. „Bei jedem Tauchgang passt er seine Strategie an die Größe und Tiefe der Meeresbank an. Wenn gerade Letzteres sehr interessant ist, atmet der Vogel weniger lange an der Oberfläche und taucht schneller und steiler ab. Er bleibt so lange wie möglich in Meeresbodennähe, an der Grenze seiner physiologischen Fähigkeiten. Dann kommt er sehr schnell wieder hoch“, erklärt Charles-André Bost.
Genau in diesem Moment orientiert sich der schwimmende Vogel wieder an der antarktischen Konvergenzlinie, ohne eine Sekunde zu verlieren. Dieses Verhalten wirft Fragen für Spezialisten auf. Diese Pinguine könnten sich den Erdmagnetismus zunutze machen. „Sie haben unter Wasser keine visuellen Anhaltspunkte wie die Sonne oder die Sterne, die sie an der Oberfläche benutzen. Die Konvergenzlinie ist in der Regel 350 km, manchmal bis zu 600 km entfernt. Sie nutzen auch Strömungen zwischen den Wirbeln, die sich von der grossen antarktischen Kovergenzlinie lösen, als Indikator für die Richtung der Linie. Wenn sie hingegen zurückkehren, machen sie sich davon frei und schwimmen geradeaus. Sie sind exzellente Patroulleure“.
Nach Angaben des Forschers lernen diese Pinguine die Fischgründe auf ihrem Weg kennen. „Wir haben schon bei einigen Jugendlichen Sender eingesetzt. Sie ziehen anfangs nicht speziell zur Konvergenzlinie, sondern mehr nach Westen. So erkunden sie ihren gesamten Raum“, meint er. Im Erwachsenenalter müssen die Wege viel kürzer sein. „Der Königspinguin muss nach einer langen Fastenzeit seine Reserven wieder auffüllen. Er speichert dann bis zu 3 kg vorverdaute Nahrung, die er unbedingt rechtzeitig zum Küken bringen muss. Daher hat er ein großes Interesse an einem nahen und vorhersehbaren Beutetierreservoir. Die Fischkonzentrationen im Süden sind schwimmend zwei, zweieinhalb Tage entfernt“, führt er weiter aus.
Laternenfische werden noch nicht in großem Umfang vermarktet. Einige Fischfangnationen widmen sich dieser Aufgabe im Persischen Golf oder im Roten Meer. „Das ist die größte noch nicht genutzte Fischbiomasse der Welt. Das wird irgendwann in den internationalen Gewässern aber kommen“, glaubt der Forscher, der seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in das Management von Seehecht-Fanggebieten rund um die französischen Archipele eingebracht hat.
Camille Lin, PolarJournal
Mehr zu diesem Thema :