Eine Expedition kommt Grönlands Küste und den Bewohnern näher | Polarjournal
Das Seglerduo fährt durch aufgewühlte Gewässer an Nuuk vorbei in Richtung Disko-Bucht. Bild: Uummaa

Zwei Abenteurer haben sich mit einem sogenannten Hobie Cat auf den nun 2.000 Seemeilen langen Weg entlang der grönländischen Küste gemacht..

Seit dem 9. Juli fahren Dominique Bleicher und Paola Beneton mit einem 5,51 Meter langen Katamaran von Nuuk aus den Westen Grönlands hinauf. Die Abenteurer erleben die Natur und begegnen den Bewohnern des Archipels, indem sie so nah wie möglich an den Elementen segeln. Mit einem Tiefgang von 36 Zentimetern bei hochgeklappten Schwertern kann ihr Hobie Cat Tiger 18 die kleinsten Buchten erkunden und enge Kanäle am Wind durchfahren.

Höchst zweckmäßig in Küstennähe, kommt der Katamaran mit wenig Wind voran. Sein Limit: starke Windböen, denn dieser Bootstyp ist leicht und nicht sehr stabil. Er wurde ursprünglich für Rennen entwickelt und kann leicht umkippen und sinken, was schon bei gemäßigtem Klima nicht sehr angenehm und in der Polarregion undenkbar ist.

„Wir haben Überlebensanzüge, mit denen wir es theoretisch etwa zehn Stunden im Wasser aushalten können“, erklärte uns Dominique Bleicher vor dem Start. „Das Problem ist, dass du im Moment des Sturzes nicht unbedingt die Handschuhe anhast, und die Hände in zwei Grad kaltem Wasser schnell gelähmt sind“, ergänzte Paola Beneton. Das Segelboot hat bereits 2022 die Meerenge von Dänemark durchquert, gesteuert von den beiden Bergsteigern Nicolas Marcillaud und Tom Gautier – eine Leistung, welche die beiden Abenteurer inspiriert hat.

Auf beiden Seiten befinden sich Bänke, die von den Besatzungsmitgliedern oder den Reisetaschen zum Ausbalancieren des Bootes im Wind genutzt werden. „Sobald der Wind über 12 oder 13 Knoten weht, legen wir uns hin und warten. In einer normalen Sommerwoche hat man einen nicht seetauglichen Tag, vier seetaugliche Tage und zwei flaue Tage“, erklärten die beiden. Die Abenteurer haben Paddelruder dabei, um sich auch ohne Wind fortbewegen zu können.

Dominique Bleicher und Paola Beneton haben Gefallen daran gefunden, mit dem Katamaran durch die Stockholmer Schären zu fahren. Bild: Uummaa

Dominique Bleicher und Paola Beneton holten das Segelboot am 4. Juli aus einem Container in Nuuk ab, bauten es zusammen, masteten es und ließen es zu Wasser. Nach einigen Testfahrten machten sie sich auf den Weg nach Norden und nutzten die in der Region vorherrschenden Südwinde. Das Segelboot legt in Küstendörfern an, die zwischen 30 und 200 Kilometer voneinander entfernt liegen. Jeder Segeltörn dauert zwischen einem und sechs Tagen.

Um sich zu versorgen, bieten die Supermärkte in den Dörfern Lebensmittel und Materialien an, nur das Wasser könnte bei einer langen Etappe knapp werden. „Wir werden Flaschen transportieren und nach Bächen suchen, deren Wasser wir filtern“, erklärten beide im Gespräch.

Zwischen den Dörfern liegen auch Fischfarmen, die als Versorgungspunkte dienen können. Zum Ausruhen verankern sie sich mit Felshaken an den Felsen oder ziehen das Boot zurück an den Strand. Der Rumpf ist verstärkt und sie helfen sich mit Diabolos, um ihn aufs Trockene hochzuziehen.

In dem Gebiet Grönlands, das die Abenteurer bereisen, könnte es Robben, Walrosse, Wale und vielleicht Belugas geben, aber laut ihren Quellen keine Bären. Bild: Uummaa

Seit ihren Polarfahrten mit dem Forschungsseemann Janusz Kurbiel, der 2016 rund 300 Kilometer nördlich von Nuuk verschwunden ist, sind sie stark mit Grönland verbunden. Inspiriert wurden sie für diese Reise durch ihre Lektüre des Schriftstellers Jean Malaurie, insbesondere „Lettre à un Inuit“ (Brief an einen Inuit) aus dem Jahr 2022. Sie würden sich gerne mit den Bewohnern Grönlands über die Themen der Insellage, der Isolation, die bei Jugendlichen manchmal zu Problemen führen kann, sowie über ihre Beziehung zur Natur unterhalten. Zuletzt waren sie in Atammiq, aßen bei Einheimischen zu Abend, tauchten in die grönländische Kultur ein – und möchten bis in den Norden der Disko-Bucht fahren.

Camille Lin, PolarJournal

Link zu Uummaa Expedition: Facebook und Instagram

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