„Sevmorput“ auf Kurs nach Evakuierung des Kapitäns | Polarjournal
Russlands nuklearbetriebener Frachter wird ohne seinen Kapitän Oleg Markov nach St. Petersburg zurückkehren. Der Kapitän musste wegen Verdachts auf eine Gehinrhautentzündung in ein Krankenhaus in Las Palmas, der Hauptstadt der Kanaren, evakuiert werden. Bild: Rosatom

Für den russischen Atomfrachter „Sevmorput“ ist diese Antarktis-Saison zum Vergessen. Das Schiff, das mit Baumaterial für die neue geplante Antarktisstation „Vostok“ beladen ist, hatte im Oktober ein Propellerblatt irgendwo an der Westküste Afrikas verloren und trieb wochenlang vor der Küste Angolas. Da eine Reparatur des Schadens nicht möglich war, wurde ein zweites Blatt entfernt und das Schiff musste aufgrund des Schadens und der Verzögerung zurück nach Russland beordert werden. Nun ist auch der Kapitän noch erkrankt und musste von den spanischen Behörden nach Las Palmas evakuiert werden.

Am Abend des 16. Dezembers lag das Schiff nahe Fuerteventura und gab eine Meldung ab, dass an Bord ein medizinischer Notfall entstanden sei. Zwei Hubschrauber der spanischen Seenotrettung starteten am Abend von Teneriffa aus und einer nahm den Kapitän an Bord. Dieser wurde gegen 21 Uhr nach Las Palmas geflogen und wird nun in einem Krankenhaus behandelt. Nach ersten Angaben besteht der Verdacht auf eine Gehirnhautentzündung. Das Schiff hat mittlerweile wieder Fahrt aufgenommen, befehligt vom ersten Offizier, Die übrigen 97 Besatzungsmitglieder seien bei bester Gesundheit.

Die Karte zeigt die letzte bekannte Position der „Sevmorput“ zwischen Lanzarote und der marokkanischen Küste an. Nach Angaben der lokalen Medien ist das Schiff mittlerweile mehr als 200 Seemeilen nördlich von den Kanaren (Stand 18. Dez.) Bild: Marine Traffic

Das Auftauchen des Schiffes in den Gewässer vor den Kanaren hatte für grosse Hektik bei den spanischen Behörden gesorgt. Denn das Schiff mit seine über 150 Kilogramm angereichertem Uran für seinen KLT-40 Reaktor ist kein willkommener Gast in den meisten Häfen. Dies, obwohl bisher keine Probleme beim Betrieb des Reaktors gemeldet worden war. Die spanische Küstenwache wie auch die marokkanischen Behörden beobachteten das Schiff während der ganzen Zeit sehr aufmerksam. Nach Angaben der spanischen Medien war das Schiff nach der Evakuierung wieder auf Fahrt und hatte statt einer Route westlich der Kanaren im offenen Meer, den Weg entlang eines Korridors zwischen Spanien und Marokko genommen. Diese internationale Route ist relativ dicht befahren, aber zumindest weit weg von den am dichtesten besiedelten Gebieten der Kanaren. Die weitere Route wird das Schiff durch Teile der Nordsee, den Kattegat und die Ostsee führen, um seinen Heimathafen St. Petersburg zu erreichen. Diese Route hat auch Umweltorganisation bereits auf den Plan gerufen, die davor warnen, das Schiff nahe an dicht besiedelten Gebieten vorbeifahren zu lassen.

Der Propeller der „Sevmorput“ ist eigentlich für die polaren Gebiete gebaut worden. Ein Korb verhindert, dass Teile von Eis die Blätter beschädigen. Es ist daher immer noch nicht klar, wie der Schaden an der westafrikanischen Küste zustande gekommen ist. Bild: Yantex.ru via Mytias Polar Shop

Die „Sevmorput“ war ursprünglich auf dem Weg nach Antarktika, um Material für die neue geplante russische Station „Vostok“ zu liefern. Durch einen Schaden am Propeller lag das Schiff aber wochenlang vor Angola, bevor es soweit repariert werden konnte, dass eine Fahrt wieder möglich war. Richtige Reparaturen in einem Hafen wurden von Angola und Südafrika kategorisch ausgeschlossen aufgrund des Charakters des Schiffes. Da gleichzeitig das Zeitfenster für einen erfolgreichen Abschluss der Mission nicht mehr ausreichte, wurde das Schiff nach St. Petersburg zurückbeordert. Ankunft dort soll der 31. Dezember sein.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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