Bis 2030 wird die russische Regierung sieben radioaktive Trümmer – darunter zwei Atom-U-Boote – vom Grund der arktischen Ozeane bergen. Wie Dokumente bestätigen wurden diese während der Sowjetära absichtlich versenkt. In den Dokumenten werden diese Trümmer als die gefährlichsten der von der Sowjetunion in den polaren Gewässern ‘entsorgte’ Gegenstände bezeichnet und es heißt weiter, dass sechs von ihnen mehr als 90 Prozent der Radioaktivität enthalten, welche auf dem arktischen Meeresboden zu finden ist.
Von besonderer Bedeutung, so die Dokumente, sind die Atom-U-Boote K-159 und K-27, deren Kernreaktoren bei ihrem Untergang noch mit Kernbrennstoff gefüllt waren. Beide U-Boote, sagen Experten, befinden sich in einem prekären Zustand. Im Fall der K-27, das 1982 absichtlich versenkt wurde, wurde der Reaktor des U-Boots mit Furfural versiegelt, bevor es versenkt wurde. Experten sagen jedoch, dass diese Versiegelung erodiert. Die K-159, die beim Abschleppen zur Stilllegung im Jahr 2003 sank, stellt eine ähnliche Bedrohung dar. Etwa 800 Kilogramm abgebrannter Kernbrennstoff verblieben in ihrem Reaktor, als das U-Boot in einigen der fruchtbarsten Fischgründe der Karasee versank. In beiden Fällen befürchten Experten, dass es zu einer nuklearen Kettenreaktion kommen könnte, sollte Wasser in die Reaktorräume der U-Boote eindringen.
Russische Wissenschaftler haben die K-159 genau beobachtet und regelmäßige Expeditionen gestartet, um sie auf mögliche Strahlungslecks zu überwachen. Nach ihren Angaben könnten sich die Radionuklide bei einem Druckabfall im U-Boot über Hunderte von Kilometern ausbreiten und die örtliche Fischereiindustrie schwer beeinträchtigen. Anatoli Grigorjew, der die Abteilung für internationale Programme des staatlichen russischen Atomkonzerns Rosatom leitet, sagt, dass die Bergung der Wracks rund 123 Millionen Euro kosten wird.
Aus den Dokumenten geht hervor, dass die Sowjets zwischen 1959 und 1992 ca. 80 Missionen durchführten, um radioaktive Trümmer auf See zu versenken. Insgesamt wurden etwa 18.000 Objekte, die als radioaktiver Abfall betrachtet wurden, in arktischen Tiefen versenkt. Abgesehen von den U-Booten K-159 und der K-27 versenkte die sowjetische Marine Reaktorabteile, feste radioaktive Abfälle, eine Reihe bestrahlter Schiffe sowie alte Metallstrukturen und radioaktive Ausrüstung.
Der Großteil dieser Trümmer wurde in der Karasee in der Nähe des Nowaja-Semlja-Archipels zurückgelassen. Die genaue Lage einiger dieser versenkten Objekte sind jedoch immer noch unbekannt. Der Verbleib des Reaktorabteils des Atom-U-Boots K-140 bleibt bisher ungeklärt.
Und es gibt noch andere Strahlungsgefahren, die weiter entfernt liegen. Das Atom-U-Boot K-278, oder Komsomolets, liegt auf dem Grund der Norwegischen See. „Ein Viertel des gesamten radioaktiven Abfalls, der in den Ozeanen versenkt wurde, gehört uns“, sagt Sergej Antipow, Direktor für strategische Planung und Projektmanagement am Institut für nukleare Sicherheit der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Seit Anfang der 2000er Jahre laufen mit Unterstützung zahlreicher westlicher Partner massive Projekte zur Stilllegung von Atom-U-Booten aus der Sowjet-Ära. Moskau hat Informationen über diese radioaktiven Gefahren mit den Ländern der G-7 ausgetauscht und mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und anderen Gebern zusammengearbeitet.
Diese internationale Zusammenarbeit hat bedeutende Ergebnisse gebracht. Militärstützpunkte wurden von den meisten radioaktiven Verseuchungen gesäubert, und fast 200 verrostete Atom-U-Boote wurden sicher demontiert und entsorgt.
Darüber hinaus verfügt Russland über die notwendige Infrastruktur, um mit den Gefahren der radioaktiven Abfälle umzugehen, die an die Oberfläche der arktischen Gewässer gebracht werden. Und während es Russland an den notwendigen Schiffen für solche Unterwasserrettungen mangelt, tun dies die internationalen Partner, die es bei der Säuberung anderer Teile des sowjetischen nuklearen Erbes entwickelt hat.
Nächstes Jahr übernimmt Russland turnusmäßig den Vorsitz im Arktischen Rat, und es ist zu hoffen, dass Moskau beim ersten Treffen bekannt geben kann, dass diese Projekte im Gange sind.
Quelle: Bellona.no