Hurtigruten Svalbard verkauft seine Liegenschaften | Polarjournal
Eines der Hotels im Vertrag ist das frisch renovierte Polarhotel (ex Radisson Polar Hotel) sein. Das Hotel ist eines von dreien von Hurtigruten Svalbard, das an Store Norske verkauft wurde. Doch betrieben wird es weiterhin von Hurtigruten Svalbard. Bild: Marcel Schütz

Der Tourismus auf Svalbard hat sich in den vergangenen Jahren rasant vergrössert, während der Kohleabbau zurückging. Einer der Gewinner dieser Situation war Hurtigruten Svalbard, einer der grössten Tourismusfirmen auf dem Archipel. Dagegen musste sich Store Norske, die ehemalige Minenbetreibergesellschaft nach neuen Möglichkeiten umsehen. Jetzt haben sich die beiden gefunden und das Ganze kulminiert in einem Verkauf der Liegenschaften von Hurtigruten Svalbard an Store Norske.

Die im letzten Oktober bekanntgegebene Suche nach einem Käufer für die Immobilien auf Svalbard ist beendet. In einer Pressemitteilung von Hurtigruten Svalbard gab die Firma bekannt, ihre drei Hotels mit insgesamt 290 Zimmern, Büroräumlichkeiten, 40 Wohnungen und zwei grosse Verkaufsläden an Store Norske zu verkaufen. Insgesamt beträgt die Gesamtfläche der Immobilien, die verkauft worden sind, rund 40’000 Quadratmeter. Man habe schon seit Jahren einen zuverlässigen Partner für Investitionen gesucht und nun mit Store Norske gefunden, heisst es in der Mitteilung. Gleichzeitig aber bleibe man der Betreiber der Liegenschaften, da man mit Store Norske einen 30-jährigen Leasingvertrag abgeschlossen habe. Daher wird sich gegenwärtig nichts für die Mitarbeiter in den Hotels und den anderen Immobilien ändern, gibt Hurtigruten in seiner Mitteilung bekannt.

Die beiden CEOs, Daniel Skjeldam von der Hurtigruten-Gruppe (links) und Jan-Morten Ertsaas von Store Norske (rechts) sind froh, dass für die Immobilien eine derart gute und lokale Lösung gefunden werden konnte. Über den möglichen Verkauf der Immobilien wurde schon eine Weile diskutiert. Bild: Hurtigruten Medien-Abteilung

„Wir wollten schon lange das Gebäudeportfolio der Hurtigruten-Gruppe auf Svalbard kaufen.“

Jan Morten Ertsaas, CEO Store Norske

Für beide Gesellschaften ist trotz oder gerade wegen der gegenwärtigen Situation ein Verkauf der Immobilien und die weitere Zusammenarbeit enorm wichtig gewesen. «Im Laufe der Zeit gab es bei mehreren ernsthaften Spielern grosses Interesse an unseren Immobilien auf Spitzbergen. Spitzbergen ist ein wichtiges Ziel für uns, und wir haben eine Ewigkeitsperspektive für unsere Investition. Daher war es uns wichtig, einen perfekten Partner zu finden, der zur langfristigen Entwicklung des Tourismus und der Svalbard-Gemeinde beitragen kann. Das haben wir bei Store Norske gefunden», erklärt Hurtigruten-Gruppen-CEO Daniel Skjeldam. Auch Jan Moorten Ertsaas, der CEO der staatlichen Store Norske ist begeistert von der Zusammenarbeit. «Gewerbeimmobilien sind für uns ein Schwerpunkt und wir wollten schon lange das Gebäudeportfolio der Hurtigruten-Gruppe auf Svalbard kaufen. (…) Dies ist eine aufregende und kommerzielle Investition, die gut zu unserem bestehenden Geschäft passt, und wir freuen uns darauf, Svalbard in den kommenden Jahren zusammen mit Hurtigruten als Tourismusdestination zu entwickeln.»

Die Tourismuszahlen gingen in den vergangenen Jahren auf Svalbard vor COVID massiv nach oben während der Kohleabbau sank. Store Norske suchte sich darauf neue Einnahme- und Betätigungsfelder. Dazu zählten auch wieder verstärkt Immobilien und Logistik. Bild: Julia Hager

Trotzdem alles beim Alten

Mit dem Verkauf will sich Hurtigruten Svalbard nun verstärkt wieder dem Kerngeschäft widmen: «Wenn wir den Gebäudebestand einem professionellen Immobilienanbieter überlassen, können wir uns jetzt auf das konzentrieren, was wir am besten können: nämlich einzigartige Erlebnisse zu schaffen, und nicht zuletzt ganzjährige Aktivitäten und mehrere ganzjährige Arbeitsplätze auf Spitzbergen», sagt Per Brochmann, der Leiter von Hurtigruten Svalbard.

Der knapp 69 Millionen Euro schwere Deal hat auch schon den Segen der eigentlichen Besitzerin von Store Norske, dem Ministerium für Handel und Industrie, erhalten. Das Ministerium hat bekanntgegeben, sich mit knapp 27.6 Millionen Euro direkt und mit 41.2 Millionen Euro als Darlehen zu beteiligen. Diese Beträge seien mit dem Parlament abgesprochen worden und müssen noch offiziell im Rahmen einer Änderung des Staatsbudgets abgesegnet werden. Der Verkauf bzw. der Kauf kommt auch zur richtigen Zeit und ist eine logische Konsequenz der beiden grössten Gesellschaften auf Svalbard. Aufgrund der Pandemie und des dahinsiechenden Tourismus auf Svalbard waren zum einen Bedenken aufgekommen, dass ausländische Firmen sich Immobilien oder sogar Teile von Hurtigruten aneignen könnten. Auch von einem Verlust norwegischer Souveränität dadurch wurde gesprochen. Ausserdem hatte der jahrelange Vorzeigebetrieb Store Norske nach der Schliessung der Svea-Kohlenmine nach neuen Möglichkeiten umsehen müssen, weiterhin kommerzielle Aktivitäten auf Svalbard tätigen zu können. Und nun geht der Weg wieder «back to the roots» zu den Immobilien, zusammen mit dem norwegischen Staat. So haben sich die beiden grössten und am längsten auf Svalbard operierenden norwegischen Gesellschaften zur Zusammenarbeit gefunden und wollen gemeinsam den Tourismus weiterentwickeln, heisst es in der Pressemitteilung.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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