Eisbärenangriff hinterlässt eine Verletzte und toten Eisbär | Polarjournal
Der Vorfall ereignete sich bei Sveasletta, rund 46 Kilometer nordwestlich von Longyearbyen. Karte: Michael Wenger / Google Earth

Eisbären zu sehen, ist das Highlight und der Traum von den meisten Besuchern des Svalbard-Archipels. Aber auch die Natur erleben und mitten in der Hocharktis mal eine Nacht zu verbringen, steht bei vielen auf der Wunschliste. Eigentlich zwei wunderschöne Aspekte für ein unvergessliches Erlebnis in der Arktis. Doch wenn die beiden Dinge miteinander geschehen, wird aus dem Traum schnell eine für beide Seiten gefährliche Situation. So geschehen heute Montag morgen, mit traurigem Ausgang.

Ein Eisbär brach nach Angaben der Sysselmester, den offiziellen norwegischen Vertretern auf Svalbard, am frühen Montagmorgen in ein Camp von 25 Touristen ein. Dabei verletzte der Bär eine 40-jährige Französin am Arm. Die Guides versuchten mit Signalpistolen und Gewehren den Bären zu vertreiben und schossen dabei auch auf das Tier. Der Bär flüchtete darauf und die Tourleitung informierte die Sysselmester. „Der Gouverneur erhielt gegen 8:30 eine Nachricht und schickte darauf den Hubschrauber los“, erklärt Hauptkommissar Stein Olav Bredlin in einer Pressemitteilung. Die Frau wurde mit dem Hubschrauber nach Longyearbyen ins Krankenhaus gebracht und untersucht, wo nur leichte Verletzungen festgestellt wurden, wie ein Pressesprecher der Universitätsspitäler Nordnorwegen mitteilte.

Eisbären sind zurzeit auf Svalbard im Küstenbereich unterwegs auf der Suche nach Nahrung. Da auch Touristen in den Küstenbereichen Touren unternehmen, kommt es zwangsläufig zu Aufeinandertreffen. Meistens gehen solche Treffen gut und friedlich aus. Archivbild: Michael Wenger

Der Eisbär, der von den Leuten im Camp verjagt werden konnte, wurde später von Experten und der Polizei gesucht, um den Zustand des Tieres zu eruieren. Gegen 11 Uhr morgens habe man den Bären entdeckt und versucht, das Tier näher zu beobachten, erklärt Bredlin gegenüber der Lokalzeitung Svalbardposten. Dabei wurde entdeckt, dass der Bär substantielle Verletzungen erlitten hat, worauf entschieden wurde, das Tier abzuschiessen, um ein weiteres Leiden zu verhindern. Der Fall wird gegenwärtig von den Behörden weiter untersucht.

Wie bekannt wurde, was dies der zweite Vorfall mit einem Eisbären innerhalb weniger Tage in dem Gebiet. Bereits letzten Dienstag mussten die Sysselmester eine Gruppe von Touristen etwas weiter nördlich evakuieren, nachdem ein Eisbär sich über die Nahrung in einem etwas abseits stehenden Zelt gemacht hatte und sich nicht vertreiben liess. Damals zeigte sich, dass die Gruppe alles richtig gemacht hatte, der Bär aber keine Furcht vor den Knallpetarden der Signalpistolen gezeigt hatte. Die Gruppe zog sich zurück und wurde evakuiert. Einen Tag später erhielten die Sysselmester eine Nachricht, dass ein Bär in der russischen Siedlung Pyramiden unterwegs sei. „Das sind klare Mahnungen daran, dass es da draussen Eisbären gibt, und es ist wichtig, dass Reiseveranstalter und andere sich dieser Gefahr bewusst sind“, erklärt Bredlin. Für den Eisbären kommt diese Erkenntnis wieder zu spät.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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