Polarfüchse sind echte arktische Bewohner. Perfekt angepasst an die Bedingungen im hohen Norden, hatten sich die Raubtiere im gesamten arktischen Bereich angesiedelt. Doch ihr dichtes Winterfell brachte sie auch an den Rand der Ausrottung in vielen Teilen der Arktis durch Felljäger. Auch im gesamten nordskandinavischen Gebiet waren die Tiere akut gefährdet. Doch massive Schutzbemühungen scheinen den Tieren zu helfen, wieder ihre angestammten Gebiete zu erreichen, mittlerweile auch wieder in Finnland.
«Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer» heisst ein bekanntes Sprichwort. Doch zumindest für Polarfüchse scheint dies nicht zu gelten. Denn in Enontekiö, einer Region im Nordwesten Finnlands, entdeckte man im Rahmen des EU-finanzierten «Felles Fjellrev Nord II»-Projektes den Bau eines Polarfuchses. Und wo ein Bau ist, sind auch Jungtiere, oder in dem Fall wahrscheinlich eines. Da es sich um den ersten solchen Nachweis der kleinen arktischen Raubtiere seit 25 Jahren in Finnland handelt, ist man entsprechend aufgeregt, da es bedeuten dürfte, dass die Schutzbemühungen in der Region Früchte tragen.
Die Entdeckung des Baus wurde in der Region Enontekiö im Nordwesten Finnlands gemacht. Das Gebiet liegt eingeklemmt zwischen Nordnorwegen und Schweden und besteht zum grössten Teil aus Naturschutzgebieten, zw. Nationalparks. In der Region leben nur rund 1’800 Menschen am unteren Rand an der Grenze zu Schweden. Ausserdem finden sich die Ausläufer des skandinavischen Gebirges, was die Zugänglichkeit weiter erschwert. Doch scheinbar ist es für Polarfüchse ein idealer Ort, um sich wieder niederzulassen. Denn auch in den benachbarten Regionen von Norwegen und Schweden haben Untersuchungen gezeigt, dass die Zahl der arktischen Raubtiere wieder ansteigen. Gemäss dem Projektleiter von «Felles Fjellrev Nord II», David Bell, wurden allein in der Region Norbotten (SWE) 19 Bauten gezählt und im Gebiet Troms/Finnmark (NOR) noch einmal 16.
Doch die Zahl der Baue alleine sind für die Expertinnen und Experten noch kein Beweis dafür, dass es den Polarfüchsen in der Region wieder besser geht. Auch die Zahl der Jungtiere, die pro Saison geboren werden, müssen miteinkalkuliert werden. Und hier sieht man nach Angaben von Naturschutzorganisationen in Schweden und Finnland einen klaren Trend nach oben. «In diesem Jahr wurden in Finnland, Schweden und Norwegen insgesamt 162 bestätigte Jungtiere gezählt. In Schweden waren es 91, in Norwegen 70 und dann in Finnland dieser eine», erklärt Tuomo Ollila gegenüber der Zeitung «Yle». Ollila arbeitet für die finnische Verwaltungsfirma Metsähallitus, die für die Park, Naturschutzmassnahmen und die Wälder verantwortlich ist, um die Holzindustrie in Finnland nachhaltig mit Holz zu versorgen. Zu ihren Projekten zählt auch der Schutz und die Wiederansiedlung von Polarfüchsen in Finnland.
Für das vor kurzem ausgelaufene Projekt «Felles Fjellrev Nord II», welches sich seit 2014 um eine Verbesserung der Situation von Polarfüchsen in Nordskandinavien bemüht hatte, sind die Nachrichten aus Finnland sehr positiv. Denn noch vor knapp vier Jahren vermeldeten die Experten, dass in der Region weniger als 250 Tiere seien und die Population kurz vor dem Zusammenbruch stehe. Doch es zeigt sich, dass die kleinen Räuber offensichtlich nicht nur in Sachen Umweltbedingungen hart im Nehmen sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Zahl weiter ansteigen wird und Polarfüchse bald wieder häufiger zu sehen sind… oder dank ihres weissen Fells eben auch nicht.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal