Grönländische Wissenschafts-Castingshow präsentiert Finalisten | Polarjournal
Die fünf Finalisten Laura Helene Rasmussen, Liz Cooper, Naja Carina Steenholdt, Nick Duelund und Ulunnguaq Markussen studieren in Dänemark und/oder Grönland und arbeiten an verschiedenen Forschungsprojekten, die sie im März einer Fachjury und dem grönländischen Fernsehpublikum in einer grossen Liveshow vorstellen werden. Bilder: Arctic Hub

In den letzten 20 Jahren wurde im Fernsehen weltweit in allen möglichen Bereichen Castingshows ausgestrahlt, von Musik über Fotomodelle bis hin zur Wirtschaft. Dabei wurden auch heutzutage bekannte Persönlichkeiten, Firmen oder Produkte entdeckt und in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Mittlerweile hat das Castingformat auch die Wissenschaft erreicht und der International Arctic Hub entwickelte für Grönland den Wettbewerb «Paasisavut», bei dem jungen Forschende ihre Projekte der Öffentlichkeit verständlich und spannend präsentieren. Letzte Woche wurden nun die Finalisten vorgestellt.

Vom Kampf um Stickstoff in der grönländischen Tundra über urbane Entwicklung eines Ortes in Ostgrönland und der Problematik von Sehbehinderungen grönländischer Kinder bis zu den Fragen, wie nachhaltiger Kreuzfahrtentourismus in Grönland betrieben werden kann und was überhaupt ein qualitativ gutes Leben in Grönland ausmacht, decken die Forschungsbereiche, die von den jungen Finalistinnen und Finalisten vorgestellt werden, alles ab. Die vier Studentinnen Ulunnguaq Markussen (Universität Grönland), Naja Carina Steenholdt (Aalborg Universität), Laura Helene Rasmussen (Universität Kopenhagen) und Liz Cooper (Kopenhagen Wirtschaftsschule) und der Student Nick Duelund (Universität Grönland) haben das Auswahlverfahren gegen 14 andere Teilnehmer gewonnen und werden an der Endrunde im März ihre Projekte in der Live-TV Show präsentieren.

Das Ziel der Show ist es, dass die Finalteilnehmenden in nur fünf Minuten ihre Projekte auf eine spannende und verständliche Art sowohl einer Fachjury wie auch dem Fernsehpublikum vorstellen können. Dabei müssen aber der wissenschaftliche Gehalt der Projekte nicht zu sehr verwässert werden und auch die Wichtigkeit für Grönland und dessen Bevölkerung muss unterstrichen werden. Und das ist bei den unterschiedlichen Themen durchaus eine Herausforderung. Beispielweise hat Laura Rasmussen mit ihrem Thema «Stickstoff in der grönländischen Tundra» zwar den Vorteil der wissenschaftlichen Relevanz, da es auch stark die Themen «Permafrostboden» und «Klimawandel» berührt. Doch um eine Chance auf den Sieg zu haben, muss sie auch das Thema spannend und gesellschaftlich relevant präsentieren, um das Publikum abzuholen. «Man kann es nicht sehen, aber im Tundra-Boden unter den Füßen findet ein erbitterter Kampf auf Leben und Tod zwischen Bakterien, Pilzen und Pflanzen statt», erklärt sie dazu. Auf der anderen Seite hat das Thema von Liz Cooper über nachhaltigen Kreuzfahrttourismus in Grönland zwar eine grosse Relevanz für die Gesellschaft. «Der Kreuzfahrttourismus ist für seine negativen Umweltauswirkungen berüchtigt», sagt Liz Copper. «Dennoch macht er etwa 50 Prozent des gesamten Tourismus in Grönland aus.» Für einen möglichen Gewinn muss dafür aber der wissenschaftliche Aspekt die Fachjury ebenfalls überzeugen. Um optimal für ihre Auftritte vorbereitet zu sein, werden die fünf Finalteilnehmenden in einem Camp von Experten betreut und erhalten wichtige und wertvolle Ratschläge für ansprechende Auftritte.

Für die Initianten der Castingshow, der International Arctic Hub und die Universität Grönland war der Aufruf ein voller Erfolg. «Neunzehn exzellente Doktoranden aus den nordischen Ländern haben sich für diese erste Ausgabe des Projekts in Grönland beworben, und das ist mehr, als wir zu hoffen gewagt hatten», erklärt Anna-Sofie Skjervedal auf Anfrage von PolarJournal. «Es ist toll, dass so viele Forschende ihr Wissen teilen wollen.» Die fünf Finalteilnehmenden und ihre Projekte bilden wichtige Aspekte Grönlands und seiner Forschung ab und sind auch für den Alltag der rund 56’000 Einwohner relevant. «Wir bei Arctic Hub glauben, dass Wissen am wertvollsten ist, wenn es geteilt und genutzt wird», meint Anna-Sofie Skjervedal. «Wissen bringt die Gesellschaft voran, und die Verbreitung spielt eine sehr wichtige Rolle dabei, Wissen aus der Forschungsgemeinschaft in die Gesellschaft zu bringen.» Am 1. März werden die fünf Nachwuchsforscherinnen und -forscher dann in den Ring steigen. Dem Gewinner winkt einerseits eine Siegprämie von rund 3’400 Euro. Andererseits darf sie oder er sich dann «Grönlands bester Forschungsreferent(in)» nennen. In Anbetracht der Tatsache, wie wichtig Grönland in der wissenschaftlichen Welt mittlerweile geworden ist, dürfte dieser Titel durchaus auch gewichtig sein. «Die Zahl der Forschungsprojekte und -aktivitäten, die hier in Grönland stattfinden, ist enorm und der Wettbewerb «Paasisavut» ist eine wichtige Initiative in unserem Bemühen, das Wissen aus der Forschung besser zugänglich zu machen», sind die Initianten überzeugt.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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