Buch – Sail to Svalbard | Polarjournal
Die Fjordwelt Svalbards ist keine einfache Navigation. Neben Eisschollen und -klumpen („Growler“), die auf und unter Wasser treiben, sind auch ständig wechselnde Wetter- und Windbedingungen kaum kartografierte Meeresböden eine grosse Herausforderung, auch für erfahrene Segler. Bild: James Austrums

Svalbard boomt wieder als arktische Destination. Denn der norwegisch verwaltete Archipel lockt nicht nur mit fast allem, was die Arktis ausmacht, sondern auch mit seiner Erreichbarkeit, sei es per Flugzeug, per Schiff… oder per Segelboot. Die weisse Wildnis lockt nämlich seit jeher nicht nur Kreuzfahrtschiffe, sondern auch Segler an. Doch mit einem Segelboot unterwegs zu sein, ist nicht einfach und nicht nur das Eis, der Wind oder das Wetter ändert ständig, sondern auch der administrative Aufwand und die Regeln, wer wo was tun darf. Gut, wenn einem ein aktueller Ratgeber hier Hilfe leistet.

Welche Fjorde im Svalbardarchipel bieten die schönsten Landestellen, wie sehen die 124 Ankerplätze oberhalb und unterhalb der Wasseroberfläche aus, was offerieren die vier Liegeplätze in Longyearbyen, Ny Ålesund, Barentsburg und Pyramiden in Sachen Infrastruktur und was muss man im Umgang mit Eisbären beachten. Das sind einige der Aspekte, die in der neuesten Auflage von Jon Amtrups Buch «Sail to Svalbard» sehr detailliert und basierend auf den neuesten Erkenntnissen beschrieben sind. Doch das 122-seitige Handbuch liefert noch viel mehr. Jede Expedition startet nämlich mit der richtigen Vorbereitung, das wussten bereits die frühen Polarforscher. Deswegen sind im Buch auch alle wichtigen Fragen rund um die korrekte Ausrüstung, Search-and-Rescue, Bootsvoraussetzungen und Planungsvorbereitungen genau aufgeführt. Sogar etwas, womit sich die frühen Polarforscher nicht beschäftigen mussten, wird detailliert beschrieben: Wie man welche Bewilligungen einholt, um überhaupt im Svalbardarchipel segeln zu dürfen.

Wie sehr der Archipel fasziniert, zeigt sich schon alleine daran, dass die Zahl der Besucher jedes Jahr wieder ansteigt. Und das liegt sicherlich auch daran, dass im Internet und in den zahlreichen Medienkanälen fast tagtäglich wunderschöne Bilder und Filme über diesen Bereich der Arktis zu sehen sind. Auch das Buch von Jon Amtrup macht da keine Ausnahme und die Bilder des Fotografen James Austrums, der selber seit Jahren in den Polargebieten unterwegs ist, sollen bei den Leserinnen und Lesern Lust auf die Schönheit der Arktis machen. Notabene aber nicht, um dann als Kreuzfahrttourist auf einem grossen Schiff durch den Archipel zu reisen, eine Art, die Jon Amtrup nicht gutheissen mag. «Auf einem grossen Kreuzfahrtschiff ist man nicht so sehr mit der Natur verbunden wie auf einer kleinen Segeljacht, und man kehrt nicht mit dem Gefühl der Dringlichkeit, die Klimaemissionen und den Verbrauch zu reduzieren, in die Alltagswelt zurück,» ist seine Ansicht.

Wenn die Segler auf ihren Törns auch den Plastik am Strand aufsammeln, hinterlassen sie das Gebiet in einem besseren Zustand.

Jon Amtrup, Buchautor und Segelexperte

Doch auch den steigenden Segeljacht-Tourismus im Archipel beäugt der Ozeanaktivist kritisch. Denn in den letzten Jahren machten Videoaufnahmen von Seglern, die an die Eiswände von Svalbards Gletschern fuhren und unerlaubte Drohnenaufnahmen von Eisbären und Walrossen veröffentlichten, im Netz die Runde. Das brachte der Seglerbranche, vor allem denjenigen im Tourismusbereich, enorm viel Kritik ein. Jon Amtrup hofft, dass er mit seinem Buch die Segler-Gemeinde zu einem sanfteren Reisen und zu mehr Umweltschutz bewegen kann. «Wenn die Segler auf ihren Törns auch den Plastik am Strand aufsammeln, hinterlassen sie das Gebiet in einem besseren Zustand.»

Schon seit einiger Zeit steht der Tourismus auf Svalbard im Zentrum einer hitzigen Debatte zwischen dem norwegischen Umweltministerium und den Sysselmester Svalbards auf der einen Seite und den Tourismusvertretern wie Visit Svalbard und der Verband für Arktischen Expeditionstourismus AECO auf der anderen Seite. Neue Regelungen und Vorschriften, die Ausweitung von Schutzgebieten und die Reduktion der Zahl von Besuchern an bestimmten Landestellen stossen den Tourismusinteressenvertreter besonders auf den Magen. Dabei ist auch die Branche etwas zweigeteilter Meinung, genauso wie die Politiker in Oslo. Auch die Seglergemeinde wird von einigen der Neuerungen betroffen sein, auch wenn sie noch nicht umgesetzt worden sind. Doch langfristig wird sich nach Ansicht von Jon Amtrup das Bild des Tourismus auf Svalbard verändern. «Im letzten Sommer war ich Skipper auf einer 15-Meter-Segeljacht mit fünf Gästen an Bord. Wir hatten den Diesel und das Essen für zehn Tage an Bord. Der Tourismus auf kleinen Segeljachten ist der richtige Weg.» Ob Jon Amtrup mit seinem Buch, dass bei Amazon und Kindle und auf seiner eigenen Webseite verfügbar ist, einen normalen Touristen überzeugen kann, auf eine Segeljacht umzusteigen, wird sich zeigen. Für die Segeljacht-Gemeinde aber ist das Buch zurzeit das Umfangreichste und detaillierteste auf dem Markt und dürfte Lust auf mehr Arktisches Meer machen.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Titel:Sail to Svalbard
Autorin:Jon Amtrup
ISBN:978-8299967648
Verlag:Explore North
Anzahl Seiten:122
Gewicht:331
Größe:L254mm x B203mm
Erstveröffentlichung2012
Auflage2. Auflage
Sprache:Englisch
Verfügbar bei:Bei Amazon, Kindle oder direkt bei Explore North

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