Geheimnisvoller Tsunami trifft Station in Ostgrönland | Polarjournal
Die Station auf der Insel Ella Oy war bis 1951 das Hauptquartier der Sirius-Hundeschlittenpatrouille in Nordostgrönland. Doch die Besiedlung der Insel geht weit bis in die Thule-Kultur zurück. BIld: MIchael Wenger

Im Nordosten Grönlands, am Rand des grössten Nationalparks der Welt, liegt die kleine dreieckige Insel Ella Ø. Normalerweise ein beliebtes Ziel für Expeditionsschiffe und Forschende, macht die rund 136 Quadratkilometer grosse Insel nun Schlagzeilen aufgrund eines Tsunamis. Denn eine aus bisher unbekannten Gründen entstandene Welle hat am vergangenen Wochenende den nördlichen Teil der Insel getroffen und die dort liegende Station der Sirius-Hundeschlittenpatrouille verwüstet.

Aufnahmen, die auf Facebook vom Arktisk Kommando, der leitenden Sicherheitsbehörde in Nuuk, veröffentlicht wurden, geben einen Eindruck über die Wucht des Aufpralls. Grosse Container liegen auf der Seite, Bau- und Trümmerteile und anderes Material liegt verstreut im Sand an der Küste oder treibt im Wasser. Glücklicherweise kamen keine Menschen zu Schaden, teilt das Arktisk Kommando mit. Mitglieder der Sirius-Patrouille und des Küstenwachschiffes Knud Rasmussen hatten am Dienstag wieder mit den Auf- und Bergungsarbeiten begonnen und diese nun fertiggestellt. Das Kommando erklärt in einer Mitteilung, dass alles Material wieder geborgen werden konnte. Instandsetzungsarbeiten sind bereits im Gang.

Ella Ø liegt rund 280 Kilometer Luftlinie nordwestlich von Ittoqqortoormiit auf der östlichen Seite von Grönland. Sie liegt mitten im Kong-Oscar-Fjordsystem, eines der grössten der Welt und ist rund 136 Quadratkilometer gross. Die Station liegt auf der Nordseite, eigentlich gut geschützt vor allfälligen Gefahren, die von der Meerseite her drohen. Bild: Michael Wenger / Google Maps

Die Gründe für die Entstehung des Tsunamis sind unbekannt. Das Arktisk Kommando war am vergangenen Sonntag durch das Expeditionsschiff Ocean Albatros, das in der Gegend war, informiert worden, dass die auf der Insel gelegene Station „nicht wie normal aussah“. Zwei Tage später erreichte eine Gruppe der Sirius-Patrouille und die Knud Rasmussen die Szenerie und fand Hinweise darauf, dass ein Tsunami bis rund 50 Meter weit ins Inland hineingereicht hatte. Dabei wurden die Zerstörungen angerichtet und vieles in den Fjord gespült. Einen Tag später gaben die Behörden eine offizielle Warnung vor möglichen weiteren Tsunamis aus und forderten die noch in der Gegend befindlichen Schiffe auf, von Anlandungen im Fjord abzusehen. Abklärungen der Behörden ergaben, dass am Wochenende ein kleines Erdbeben der Stärke 3.4 auf der Richterskala in der Region registriert worden war. Ob dies tatsächlich der Auslöser für die Welle war, konnte aber nicht hinreichen geklärt werden.

In der Vergangenheit wurden vor allem im Südosten von Grönland mehrfach Erdbeben registriert, das stärkste davon 4.7 auf der Richterskala. Auf der Ostseite wurde in Tasiilaq vor 30 Jahren ein Erdbeben der Stärke 4.6 auf der Richterskala gemeldet. Tsunamis können sich aber auch durch Gletscherabbrüche oder Erdrutsche ereignen. Ob dies hier der Fall war, ist nicht klar.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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