Die besorgniserregende Eisschmelze in der Arktis ist eines der sichtbarsten Anzeichen unseres sich schnell verändernden Klimas. Nach Berechnungen des WWF schmelzen die Polkappen, den die globale Erwärmung den Klimawandel verursacht. Wir verlieren das arktische Meereis mit einer Rate von fast 13% pro Jahrzehnt und in den letzten 30 Jahren ist das älteste und dickste Eis der Arktis um erstaunliche 95% zurückgegangen.
Die Auswirkungen sind weitreichend. Eis ist entscheidend für die Wärmerückstrahlung in die Atmosphäre. Wenn es schmilzt, fehlt die Reflektion des Sonnenlichtes in den Weltraum, dadurch steigen die Temperaturen. Auch schmelzendes Eis trägt zum Anstieg des Meeresspiegels bei.
Das Eis der Arktis ist nicht nur wegen seiner Auswirkungen auf den Klimawandel von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die in den Regionen lebenden Bewohner. Ungefähr vier Millionen Menschen leben in der Arktis und sind vom Fischen und Jagen abhängig. Ausserdem stehen die meisten arktischen Meeresbewohner direkt oder indirekt mit der gefrorenen Wasserfläche in Verbindung.
Das walisische Startup „Real Ice“ teilt nun mit, dass es an einer Technologie arbeite, die angeblich Teile des arktischen Eises wieder gefrieren und seine Dicke erhöhen könnte.
Andrea Ceccolini, der Co-CEO von „Real Ice“ sagte. „Wir versuchen, zumindest das Eis zu erhalten, das wir noch haben und das am Ende des Sommers etwa vier Millionen Quadratkilometer gross ist. Und wenn wir können, würden wir gerne das Wiederherstellen, wie es in den 1980er Jahren war, nämlich über sieben Millionen Quadratkilometer.“
„Neueste Untersuchungen zeigen, dass wir innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre das erste Blue-Ocean-Ereignis erleben werden, bei dem es in den Sommerperioden kein Meereis in der Arktis gibt. Und dies zum ersten Mal seit zwei Millionen Jahren.“
Im Jahr 2021 wurde „Real Ice“ offiziell ein britisches Unternehmen und entwickelte einen Forschungs- und Entwicklungsplan, um praktische Lösungen für die Wiederherstellung des arktischen Meereises in grossem Massstab zu erproben. „Real Ice“ wird von den Vereinten Nationen unterstützt. Noch nicht gesichert ist die Finanzierung der hochgesteckten Ziele.
Aufwendige Technologie soll helfen
Andrea Ceccolini erklärt die Idee: „Die Technologie von Real Ice funktioniert, indem wir Unterwasserdrohnen aussenden, die von unten Löcher in das Eis bohren. Die Drohnen werden mit grünem Wasserstoff betrieben und von schwimmenden Plattformen aus gestartet“.
Durch das von der Drohne gebohrte Loch wird Wasser unter dem Eis angesaugt, auf der Eisoberfläche versprüht und dann in den eisigen Wintertemperaturen gefriert.
Durch das Verflüssigen des Schnees und das hinzufügen von Wasser zur Oberfläche bildet sich eine neue Eisschicht und die Gesamttemperatur des Eisblocks wird gesenkt, wodurch seine Dicke zunimmt.
Real Ice wird die nächsten drei Jahre damit verbringen, Prototypen zu testen und zu bauen. Danach wird es seine erste grössere Übung starten, die 100 km² Eis in Kanada abdecken wird. Derzeit arbeitet das Unternehmen mit dem Centre for Climate Repair der Universität Cambridge zusammen.
Kritische Töne werden lauter
Kritiker sagten, dass der Schritt der umstrittenen Hürde im Bereich Geo-Engineering überschritten sei, ohne Rücksicht auf die weiterreichenden Auswirkungen.
Ein anderes System der Erderwärmung entgegenzuwirken ist das Freisetzen von Schwefelpartikel in der Atmosphäre, mit dem Ziel das Sonnenlicht zurück ins Weltall zu reflektieren. Auch dieses System ist stark umstritten.
Das Unternehmen „Real Ice“ möchte sich vom Prozess von Geoengineering distanzieren. Dazu sagt Andrea Ceccolini: „Wir sind im Bereich Geo-Mimic tätig. Wir verbreiten keine Chemikalien. Wir erschaffen nichts, was die Natur nicht schon einmal gesehen hat“, meint er.
Link zu Real Ice: SCIENCE | Real Ice
Heiner Kubny, PolarJournal