Der russische Föderationsrat hat auf einer Sitzung am 6. März 2024 der Kündigung des Fischereiabkommens zwischen der ehemaligen UdSSR und Großbritannien zugestimmt. Dies ist ein weiteres Zeichen der tiefen Kluft in den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen.
Am 25. Mai 1956 wurde, unter der Regierung des sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow in Moskau, ein Abkommen zwischen den Regierungen der damaligen UdSSR und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland unterzeichnet.
Das unterzeichnete Dokument erlaubte britischen Schiffen, in bestimmten Gebieten der Barentssee entlang der Küste der Kola-Halbinsel zu fischen und in diesen Gewässern frei zu fahren und ankern. Das Abkommen blieb auch nach dem Zerfall der UdSSR in Kraft, da Russland ihr Rechtsnachfolger wurde.
Wie die Staatsduma bekannt gab, sei die Entscheidung, das Dokument anzuprangern aufgrund der Tatsache getroffen worden, dass das Vereinigte Königreich im März 2022 die Meistbegünstigungsklausel im bilateralen Handel beendet habe.
„Das Abkommen ist überwiegend einseitig und es gibt keine ähnlichen oder entsprechenden Vorteile für die Russische Föderation“, heisst es auf der Website des Kremls. Dabei wurde betont, dass das Fischereiabkommen für Russland schon aus finanzieller Sicht absolut unbedeutend war.
Eine riesige Menge an Kabeljau und Schellfisch, die in Fish-and-Chips-Läden im ganzen Land verkauft werden, stammt traditionell aus diesen Gewässern. Die britische Zeitung „The Daily Mail“ berichtete bereits am 18. Januar 2024, dass britische Fischer allein im Jahr 2023 mehr als 566’000 Tonnen Kabeljau in der Barentssee gefangen hätten.
Die Zahl kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Grossbritannien das inoffizielle Nationalgericht stark unter Druck geraten ist. Einerseits können sich viele Läden die stark angestiegenen Kosten für die Herstellung der „Chippies“ nicht mehr leisten und mussten darum schliessen. Gemäss Angaben der britischen Regierung stiegen die Preise 2023 für Kabeljau und Schellfisch, den beiden Hauptarten für Fish’n’Chips, um rund 75 Prozent an. Dafür verantwortlich sind unter anderem die rückläufigen Fischbestände in den traditionellen Fanggebieten, so dass die Fischer in andere Regionen ausweichen oder der Fisch teuer importiert werden musste, beispielsweise aus Grönland. Zeitunugsberichten zufolge könnten dadurch bis zur einem Drittel aller Shops in Grossbritannien in den kommenden Jahren schliessen.
Heiner Kubny, PolarJournal