Nordpol im Sommer bald ohne Eis | Polarjournal
Ein Bild bald mit Seltenheitswert: Eine geschlossene Eisdecke am Nordpol. Bild: Michael Wenger

Der Arktische Ozean wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch vor 2050 in manchen Sommern eisfrei sein, mit schwerwiegenden Folgen für die Natur. In wie vielen Jahren dies passiert, hängt entscheidend vom Klimaschutz ab. Das zeigt eine internationale Studie die Prof. Dr. Dirk Notz von der Universität Hamburg koordinierte und an der 21 Institute, darunter auch das Alfred-Wegener-Institut, beteiligt waren.

Das Forschungsteam hat aktuelle Ergebnisse von 40 verschiedenen Klimamodellen analysiert. Mit diesen Modellen wurden einerseits Simulationen durchgeführt, die von wenig Klimaschutz und ungebremsten Kohlendioxid-Emissionen in der Zukunft ausgehen. Wie erwartet, zeigen diese Simulationen einen beschleunigten Verlust von Meereis im Sommer. Doch laut Studie verschwindet das Meereis auch, wenn der CO2-Ausstoß in Zukunft rasch reduziert wird. „Wenn wir die Emissionen weltweit schnell und deutlich reduzieren und so das Zwei-Grad-Ziel erreichen, wird das Arktiseis trotzdem noch vor 2050 im Sommer immer wieder einmal weitestgehend abschmelzen. Das hat uns überrascht“, sagt Leitautor Prof. Dr. Dirk Notz vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg. In einigen der untersuchten Simulationen kann das arktische Meereis sogar überraschend früh weitestgehend verschwinden.

„Unsere Modellläufe zeigen eine weitestgehend eisfreie Arktis im Sommer bereits ab 2025 bis 2030 in vereinzelten Jahren,“ erläutert Dr. Tido Semmler, einer der Wissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), die zu der Studie beigetragen haben.

Für Eisbären, die auf das arktische Meereis das ganze Jahr angewiesen sind, dürfte sich die Situation noch weiter verschärfen. Wenn sie nicht mehr auf dem Eis jagen können, werden sie an Land gehen, was zu mehr Konflikten mit Menschen führen wird. Bild: Michael Wenger

Zurzeit ist der Nordpol das ganze Jahr über von Meereis bedeckt. Jeden Sommer schrumpft die Eisfläche, im Winter wächst sie wieder an. Im Zuge der globalen Erderwärmung hat das Meereis in den letzten Jahrzehnten bereits rapide an Fläche verloren. Für die Natur sind die Folgen problematisch: Die Meereisdecke ist Jagdrevier und unverzichtbarer Lebensraum zum Beispiel für Eisbären und Robben. Gleichzeitig spielt das Meereis eine wichtige Rolle im Klimasystem, weil seine helle Oberfläche das Sonnenlicht reflektiert und so die Arktis kühlt.

Wie viele Sommer in Zukunft eisfrei sein werden, hängt wesentlich von der Höhe der künftigen CO2-Emissionen ab, dies zeigt die Studie ebenfalls.

Während bei starkem Klimaschutz eisfreie Jahre nur gelegentlich auftreten, werden sie bei höheren Emissionen normal sein. Der Mensch hat also in der Hand, wie oft das Meereis am Nordpol im arktischen Sommer komplett verloren geht.

Neben anderen Instituten hat das AWI Daten seines neuen Klimamodells AWI-CM zu dieser Studie beigetragen. Die Besonderheit dieses Modells ist die hohe räumliche Auflösung von zehn Kilometern Gitterweite im Ozean um die Arktis herum.

Die gesamte arktische Tierwelt hängt vom Meereis ab. Die Auswirkungen durch den Verlust dieses Lebensraumes sind noch nicht absehbar. Bild: Michael Wenger

Quelle: Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung

Zur Originalpublikation: https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2019GL086749

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