Grosse Anbieter wie Hurtigruten, Poseidon, Quark und andere Anbieter für antarktische Expeditionskreuzfahrten haben ihre Saison COVID-bedingt endgültig abgesagt. Einige andere haben ihre Pläne noch nicht aufgegeben und wollen situativ entscheiden. Doch wie ist der Stand nun und welche Anbieter tun was?
COVID-19 hat den gesamten Expeditionsreisezweig seit dem Frühjahr 2020 fest im Würgegriff. Beinahe alles kam innerhalb kurzer Zeit zum Stillstand, Gäste, Guides und Schiffscrews kamen nur unter grössten Schwierigkeiten nach Hause. Abgesehen von einem gröberen Zwischenfall wurde jedoch die Branche glücklicherweise von grossen Ausbrüchen an Bord verschont zu Beginn. Nachdem die Arktissaison aufgrund von Lockdowns, Einreiseverboten und anderen Massnahmen für die allermeisten Anbieter von Expedtionsreisen nicht stattfinden konnte, hoffte man auf die Antarktissaison. Vorbereitungen liefen an und einige Anbieter starteten Versuchsfahrten mit neuen Sicherheits- und Hygienekonzepten an Bord. Doch die Versuche liefen unterschiedlich gut und zeigten schnell Schwachstellen in den Überlegungen und Massnahmen auf. Dies führte dazu, dass schon bald die ersten Anbieter ihre Antarktispläne genauer unter die Lupe nahmen. Erste Verschiebungen und Absagen machten darauf die Runde. Trotzdem hielten noch im September, knapp zwei Monate vor dem Beginn der Saison, die meisten Anbieter an ihren Plänen fest. Angetrieben wurden sie durch die durch die Lockerungen und sinkenden Fallzahlen, die auf eine baldige Besserung der Situation hoffen liessen.
Doch mittlerweile hat sich die Realität wieder verändert, die Zahlen schiessen fast überall auf der Welt, wo sie zuvor gesunken waren, wieder fast raketenartig in die Höhe, vor allem in Europa. Die vielbeschworene zweite Welle braust momentan praktisch über den gesamten europäischen Kontinent. Dies hat zu erneuten strikten Massnahmen, Reisebeschränkungen und Quarantänemassnahmen für Einreisende gesorgt. Doch auch in den südamerikanischen Ländern, die eigentlich die Tore in die Antarktis sein sollten, sind die Zahlen noch enorm hoch. Während Argentinien und Chile noch immer mit hohen Infektionsraten kämpfen und daher ihre Grenzen noch mindestens bis Ende Oktober für Ausländer geschlossen halten (Stand: 19. Oktober), hat Neuseeland sein COVID-Problem im Griff, gilt wieder als COVID-frei und lässt daher auch seine Grenzen zu. Für Australien gilt dasselbe wie für die südamerikanischen Länder.
Für die Reiseanbieter und Reedereien, die ihre Schiffe bereits seit Wochen auf die Fahrt hätten schicken sollen, um die Häfen auf der Südhalbkugel anzusteuern, ist die Situation ein Albtraum. Beinahe täglich ändern sich Situationen, Bestimmungen und (Not)-Gesetze. Da ist es kaum verwunderlich, wenn in der Branche nur wenig über konkrete Reise-, Sicherheits- und Hygienemassnahmen berichtet wird. Doch im Hintergrund liefen und laufen die Zahnräder auf Hochtouren. Neben den technischen und gesundheitlichen Massnahmen sind es aber auch die buchungstechnischen Probleme und Fragen, die gelöst werden mussten. Schliesslich haben aber nun zahlreiche Anbieter, darunter die grossen Betreiber, ihre Reisen für diese Saison abgesagt und Gäste auf die nächste Saison umgebucht.
Doch wie genau der Stand der Dinge ist, ist aufgrund der Zahl an Anbietern etwas unübersichtlich. Daher haben wir eine Liste der Anbieter von Antarktisexpeditionskreuzfahrten erstellt und ihren gegenwärtigen Status für die Saison 2020/21 eingetragen. Dabei halten wir uns an die Liste der IAATO-Mitgliedern und haben uns auf die Anbieter von Schiffs- und Jachtreisen konzentriert, da sie das Gros der Reisen anbieten. Ausserdem verwenden wir ihre offiziellen Informationen, die auf den Webseiten zu finden sind. Dies sind entweder offizielle Absagen oder die Liste der geplanten Reisen. Wir haben bewusst darauf verzichtet, die einzelnen Anbieter bezüglich ihrer Pläne anzufragen, um sicherzustellen, dass nur offizielle Informationen mit der Öffentlichkeit geteilt werden.
Wir werden versuchen, die Liste aktuell zu halten, je nach Verfügbarkeit der Informationen.
Neben der Frage, ob ein Anbieter seine Reisen überhaupt durchführen wird, ist auch die Hin- und Rückreise ein Thema. Dies hängt jedoch nicht von den Betreibern ab, sondern von den Fluggesellschaften und den Zielländern ab. Zurzeit ist es so, dass Argentinien, Chile, Australien und Neuseeland keine Ausländer hineinlassen, auch nicht mit Quarantänezeiten und gültigen COVID-Tests. Die Falklandinseln beraten gleichzeitig darüber, ob sie die Einreisebestimmungen verschärfen sollen, um der neuen Situation in Grossbritannien und der Welt Rechnung zu tragen. Fluggesellschaften drängen zwar auf eine rasche Öffnung und präsentieren sich bereit, der Herausforderung, die COVID-19 an das Reisen stellt, entgegentreten zu können. Doch wo keine Öffnung der Länder geschieht, sind alle Konzepte nutzlos.
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Dr. Michael Wenger, PolarJournal