Shackleton’s «Endurance» wurde gefunden! | Polarjournal
Die ersten Bilder der «Endurance» zeigen, dass das Wrack auch nach über hundert Jahren in der Tiefe noch sehr gut erhalten ist. Dieses Bild zeigt das Heck des Schiffs mit seinem Namen und dem symbolischen Polarstern. Foto: Falklands Maritime Heritage Trust / National Geographic

Nach wochenlanger Suche ist dem Team der «Endurance22»-Expedition die Sensation gelungen: Sie spürten das bislang verschollene Schiff «Endurance» des großen Polarforschers Sir Ernest Shackleton in gut 3000 Meter Tiefe im Weddellmeer auf. Das Schiff sank während Shackleton’s «Imperial Trans-Antarctic Expedition» im Jahr 1915 nachdem es vom Packeis zerdrückt wurde.

Buchstäblich in letzter Minute erreichte das Expeditionsteam mit dem Auffinden der «Endurance» sein Ziel — die Expedition stand kurz vor ihrem Ende. Einhundert Jahre nach Shackleton’s Tod entdeckte das internationale Team mit Wissenschaftlern und Medienvertretern aus Großbritannien, Südafrika, Deutschland, Frankreich, den USA und anderen Ländern das Wrack innerhalb des zuvor festgelegten Suchgebiets im Weddellmeer, etwa vier Meilen südlich der ursprünglich von Kapitän Worsley aufgezeichneten Position. 

Aufnahmen vom sehr gut erhaltenen Wrack der «Endurance», die mit Hilfe der Unterwasserfahrzeuge gemacht wurden. Video: Falklands Maritime Heritage Trust / National Geographic

Als Plattform für die Suche dient dem Team der südafrikanische Forschungseisbrecher S.A. Agulhas II. Als historische Stätte und Denkmal ist das Wrack der «Endurance» im Rahmen des Antarktis-Vertrags geschützt und darf während der Erkundungs- und Filmarbeiten in keiner Weise gestört oder berührt werden.  Entsprechend vorsichtig müssen die Piloten der ferngesteuerten Unterwasserfahrzeuge vorgehen.

Mensun Bound, Erkundungsleiter der Expedition ist hoch erfreut über ihre Entdeckung: «Wir sind überwältigt von unserem Glück, dass wir die Endurance geortet und fotografiert haben.  Dies ist bei weitem das schönste hölzerne Schiffswrack, das ich je gesehen habe. Es steht aufrecht, ragt aus dem Meeresboden, ist intakt und in einem hervorragenden Erhaltungszustand.  Man kann sogar den Schriftzug „Endurance“ quer über das Heck, direkt unter der Reling, sehen.  Dies ist ein Meilenstein in der Polargeschichte.  Wir bringen die Geschichte von Shackleton und der Endurance einem neuen Publikum und der nächsten Generation nahe, die mit dem Schutz unserer Polarregionen und unseres Planeten betraut sein wird.  Wir hoffen, dass unsere Entdeckung junge Menschen anspricht und sie für den Pioniergeist, den Mut und die Tapferkeit derjenigen begeistert, die mit der Endurance in die Antarktis segelten.  Wir würdigen die Navigationsfähigkeiten von Kapitän Frank Worsley, dem Kapitän der Endurance, dessen detaillierte Aufzeichnungen für unsere Suche nach dem Wrack von unschätzbarem Wert waren.  Ich möchte meinen Kollegen vom Falklands Maritime Heritage Trust dafür danken, dass sie diese außergewöhnliche Expedition ermöglicht haben, ebenso wie Saab für seine Technologie und dem gesamten Team engagierter Experten, die an dieser monumentalen Entdeckung beteiligt waren.»

Auf dem Wrack — hier zu sehen ist das Heck mit Reling und Steuerrad — haben sich offenbar auch nach über hundert Jahren nicht allzu viele Organismen niedergelassen. Foto: Falklands Maritime Heritage Trust / National Geographic

Dr. John Shears, Leiter der Expedition, fügt hinzu: « Mit der Entdeckung der Endurance haben wir Polargeschichte geschrieben und die anspruchsvollste Schiffswracksuche der Welt erfolgreich abgeschlossen.  Darüber hinaus haben wir wichtige wissenschaftliche Forschungsarbeiten in einem Teil der Welt durchgeführt, der das globale Klima und die Umwelt direkt beeinflusst.  Wir haben auch ein beispielloses Aufklärungsprogramm mit Live-Übertragungen von Bord durchgeführt, das es neuen Generationen auf der ganzen Welt ermöglicht, sich mit der Endurance22 zu beschäftigen und sich von den erstaunlichen Geschichten der Polarforschung inspirieren zu lassen und zu erfahren, was Menschen erreichen und welche Hindernisse sie überwinden können, wenn sie zusammenarbeiten.»

Schwieriger als die Suche nach der Nadel im Heuhaufen: Die S.A. Agulhas deckte bei ihrer Suche nach dem Wrack eine beachtliche Strecke ab und war am Ende erfolgreich. Karte: Screenshot BigOceanData/Endurance22

Parallel zur Suche nach dem Wrack untersuchten Wissenschaftler verschiedener Disziplinen die Eisverwehungen, die Wetterbedingungen im Weddellmeer, die Meereisdicke und sie konnten das Meereis aus dem Weltraum kartieren — wichtige Forschung, um den Klimawandel besser zu verstehen. Daran beteiligt waren Vertreter des südafrikanischen Wetterdienstes, der deutschen Firma Drift & Noise, des deutschen Alfred-Wegener-Instituts, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der finnischen Aalto-Universität und der südafrikanischen Stellenbosch-Universität. 

Dokumentiert wurde die Expedition von History Hit und dem Mediennetzwerk Little Dot Studios, die ihre Inhalte auf Social Media-Kanälen mit der Welt teilen. Zudem hat das Team einen langen Dokumentarfilm über die Expedition gedreht, der im Herbst diesen Jahres von National Geographic ausgestrahlt werden soll.

Julia Hager, PolarJournal

Link zur Webseite der Endurance22 – Expedition: https://endurance22.org/

Link zu History Hit: https://www.historyhit.com/

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