Dänische Forschungsstation in Grönland öffnet wieder ihre Tore | Polarjournal
Von aussen sieht die Arctic Station eher wie ein dänischer Bauernhof aus. Doch die über 100 Jahre alte Station ist nach den Umbauten eine hochmoderne Forschungseinrichtung, wo sich Klimaforschungsteams und andere Studienrichtungen ihren Feldarbeiten widmen können. Bild: Arctic Station

Grönland steht in Sachen Polarforschung an vorderster Front, denn die Insel bietet praktisch alles, was die Arktis ausmacht. Darum hatten sich schon früh Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der grössten Insel der Welt Plätze gesichert, an denen sie Forschungsarbeiten zu den verschiedensten polaren Themen durchführen konnten. Zu den ältesten Stationen auf Grönland gehört sicherlich die Arctic Station der Universität Kopenhagen. Diese hat nun nach einer längeren Schliessung aufgrund von Modernisierungsarbeiten wieder ihre Tore für Wissenschaftsteams aus aller Welt geöffnet. Und der Run auf die Station ist enorm.

Über 100 Forscherinnen und Forscher aus aller Welt wollen die Arctic Station der Universität Kopenhagen nach der langen Schliessung wieder für ihre wissenschaftlichen Zwecke als Basis nutzen, meldet die Universität. «In der Arktis entwickelt sich die Erwärmung bis zu viermal schneller als im Rest der Welt und damit ist das Interesse an Forschungsarbeiten in Grönland durch Besuche von Teams aus Dänemark, den nordischen Ländern und Grönland beinahe explodiert», erklärt Stationsleiter Morten Rasch. «Natürlich auch aus anderen grossen Forschungsnationen wie den USA, Deutschland und Japan kommen Teams hierher. Und sie alle benötigen moderne Infrastrukturen.»

Modernisierung der Infrastruktur war auch der Grund, warum die 1906 erbaute Arctic Station seit längerem nicht mehr genutzt werden konnte. Denn die letzten echten Modernisierungsarbeiten stammten aus dem den Jahren 1979/80 und waren mittlerweile nicht mehr zeitgemäss. Ausserdem war die Station auch zu klein, um das gesteigerte Interesse der Forschungswelt an Grönland bewältigen zu können. Es standen nicht genügend Unterkünfte und auch nicht genug Platz für die neuen moderneren wissenschaftlichen Geräte in den Werkstätten und Lagergebäuden zur Verfügung. Daher wurde 2018 beschlossen, der Station eine Kompletterneuerung zu verpassen.

Die Arbeiten umfassten zum einen die Labors, die heller und modernere gestaltet worden sind. Neuste Technik soll den Forscherinnen und Forschern helfen, ihre im Feld gesammelten Proben und Daten teilweise direkt in der Station zu bearbeiten und zu analysieren, statt sie umständlich an die eigene Universität zu schicken. Neben biologischen Arbeiten haben auch Klimatologen, Glaziologen, Geographen und zahlreiche weitere Forschungszweige die Möglichkeit, mitten in der Arktis ihren Fragen nachzugehen. Dazu stehen nicht nur Labore zur Verfügung, sondern auch ein eigenes Forschungsschiff, die «Porsild», benannt nach dem Gründer der Station Morten Pedersen Porsild. Das 15 Meter lange Schiff ist mit einigem Forschungsequipment ausgerüstet, kann aber auch Gäste auf Tagestouren mitnehmen. Ausserdem stehen noch Schlauchboote und Schneemobile und ein Truck zur Verfügung. Auch die Lagermöglichkeiten für Geräte wurden ausgebaut und modernisiert.

Doch auch an die Zeiten neben den wissenschaftlichen Arbeiten wurde bei den Umbauarbeiten gedacht. Die Zahl der Betten wurde von 26 auf 39 erhöht, die Wohn- und Aufenthaltsbereiche heller, freundlicher und moderner gestaltet und die Internetverbindungen verbessert. Dies ist gerade in den Wintermonaten, wenn die Station ebenfalls besetzt ist, ein wichtiger Aspekt. Ausserdem können so Forschungsteams ihre Daten mit der restlichen Forschungswelt teilen. Dies ist besonders wichtig, da die Station eine lange Geschichte der Datensammlung zum Thema Klima besitzt. Denn schon 1904 zeigte hier der Zoologe und spätere Nobelpreisträger August Krogh, dass die Luft von Grönland viel höhere CO2-Konzetrationen aufwies als das Meer vor Qeqertasuaq. «Er erklärte, dass der hohe Kohlendioxidgehalt in der Luft wahrscheinlich eine Folge der Verbrennung von Kohle der frühen Industrialisierung war und erkannte daher schon sehr früh die Existenz des Treibhauseffekts», sagt Morten Rasch. Das zeigt, dass Arctic Station eine lange Forschungstradition hat, die nun mit neuem Anstrich den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Basis bieten wird, sich den Herausforderungen der aktuellen Klimaforschung zu stellen.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zur Webseite der Station für weitere Informationen

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