Neue Botschafterin vertritt Schweizer Arktispolitik | Polarjournal
Botschafterin Alexandra Baumann (48) wird ab dem 1. September die als Leiterin der Abteilung Wohlstand und Nachhaltigkeit des Staatssekretariats auch das Arktis-Dossier übernehmen. Die Ostschweizer Diplomatin steht seit 16 Jahren im Dienst der Schweiz. Bild: EDA

Die Schweiz besitzt eine lange Tradition in der Arktis, die in erster Linie auf Wissenschaft beruhte. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus die Wissenschaftsdiplomatie, die heutzutage den Kern der Schweizer Arktispolitik bildet. Wesentlicher Bestandteil dabei ist die Beobachter-Position der Schweiz im Arktisrat, die sie seit 2017 offiziell einnimmt. Dabei wurde sie bisher von einem Botschafter repräsentiert. Ab dem 1. September wird nun eine neue Botschafterin das Arktis-Dossier übernehmen.

Neu wird die 48-jährige Botschafterin Alexandra Baumann die Leitung des für das Arktis-Dossier zuständige Abteilung für Wohlstand und Nachhaltigkeit beim Staatssekretariat übernehmen und damit auch die neue Arktis-Botschafterin der Schweiz sein. Die aus der Ostschweiz stammende Diplomatin steht seit 16 Jahren im Dienst der Schweiz und war unter anderem in Chile, Deutschland und an der Schweizer UNO-Mission in New York tätig. Die letzten 3.5 Jahre arbeitete sie als diplomatische Beraterin von Bundesrat Ueli Maurer im Eidgenössischen Finanzdepartement. Im Zuge der neuen Tätigkeit wurde ihr im September letzten Jahres offiziell der Botschaftertitel verliehen.

Botschafterin Baumann folgt auf den langjährigen Arktis-Botschafter Stefan Estermann, der neu als Schweizer Botschafter in Griechenland fungieren wird. Unter Botschafter Estermann präsentierte die Schweiz am Arctic Circle-Treffen in Reykjavik ihre Arktis-Strategie, die viel Anklang fand. Bild: Arctic Circle

Die frischgebackene Botschafterin Alexandra Baumann tritt die Nachfolge von Botschafter Stefan Estermann an, der die Schweizer Belange in der Arktis offiziell seit 2017 erst als Leiter der Sektoriellen Aussenpolitik im Eidgenössischen Amt für Auswärtiges EDA, später als Leiter der Abteilung Wohlstand und Nachhaltigkeit im Staatssekretariat vertreten hatte. Er hatte auch die Schweizer Strategie für die Arktis anlässlich des Arctic Circle-Treffens, der grössten Zusammenkunft von Arktis-Vertretern auf nicht-politischer Ebene, im Jahr 2019 vorgestellt. Diese war damals mit grosser Spannung erwartet worden, denn die Schweiz war und ist das letzte Land, das den Beobachterstatus im Arktisrat erhalten hat. Sämtliche Anträge anderer Staaten wie Estland, Irland oder Tschechien waren seither abgelehnt worden.

Die Schweizer Arktis-Politik beruht auf dem Prinzip der Wissenschaftsdiplomatie. Im Arktisrat, der sich mit den Belangen der arktischen Regionen und seiner Bewohner beschäftigt, ist die Schweiz in mehreren Arbeitsgruppen vertreten, in denen meist Wissenschaftler aus den verschiedensten Forschungsbereichen die Vorarbeiten leisten, die am Ende zu den Entscheidungen im Rat selbst führen. Mit ihren Expertisen vor allem in den Bereichen Umwelt, nachhaltige Entwicklung, Klima und Naturschutz hilft die Schweiz dadurch mit, die Arktis auf die Herausforderungen, denen sie sich gegenübergestellt sieht, einzustellen. Die Tatsache, dass ähnliche Herausforderungen den hochalpinen Raum in der Schweiz bedrohen, macht das Land zu einem «vertikalen Arktis-Staat», wie Botschafter Estermann während seiner Amtszeit immer wieder betont hatte.

Mit der Eröffnung eines Honorarkonsulats in Longyearbyen auf Svalbard hat die Schweiz einmal mehr ihr Engagement in der Arktis und deren globale und nationale Wichtigkeit unterstrichen. Bild: Michael Wenger

Zwar sind durch den Ukraine-Krieg die Aktivitäten im Arktisrat bis auf weiteres wortwörtlich auf Eis gelegt. Doch die Arbeit der Schweiz im Rahmen ihrer Arktisstrategie ist dadurch nicht kleiner geworden. Die Eröffnung des ersten Honorarkonsulats auf Svalbard, zahlreiche Schweizer Forschungsprojekte, darunter das Flaggschiffprojekt Greenfjord des Swiss Polar Institutes SPI und die Zusammenarbeit mit dem Greenland Research Council im Bereich der Naturgefahren, und auch insgesamt das weiter steigende internationale Interesse an der Arktis werden sicherstellen, dass der neuen Botschafterin Alexandra Baumann und ihrem Team die Arbeit auch im Bereich des Arktis-Dossiers nicht ausgehen wird.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Mehr zum Thema

Print Friendly, PDF & Email
error: Content is protected !!
Share This