Bleibt Kangerlussuaq internationaler Flughafen? | Polarjournal
Der Flughafen in Kangerlussuaq ist das Drehkreuz Grönlands — noch. Denn die Flughäfen in den beiden wichtigsten Städten des Landes, Nuuk und Ilulissat, werden derzeit ausgebaut und ab 2024 auch international operieren. Foto: Julia Hager

Seit Langem steht die Frage im Raum, was mit dem Flughafen im westgrönländischen Kangerlussuaq geschehen soll. Noch ist er der einzige Interkontinentalflughafen in Grönland und somit Drehkreuz des Landes. Doch mit dem Ausbau der Flughäfen in der Hauptstadt Nuuk und im bei Touristen beliebten Ilulissat, wird der nicht sehr günstig gelegene Flughafen Kangerlussuaq schon bald an Anziehungskraft verlieren. Die grönländische Regierung möchte ihn als Atlantikflughafen erhalten, Air Greenland rechnet nicht mehr mit internationalen Flügen und das dänische Verteidigungsministerium wünscht sich eine Militärbasis — viele unterschiedliche Vorstellungen. 

Der internationale Flugverkehr von und nach Grönland wird seit Jahrzehnten über Kangerlussuaq abgewickelt. Air Greenland bietet von dort aus die einzige ganzjährige Verbindung nach Kopenhagen an und Kreuzfahrtenanbieter schiffen ihre Passagiere dort ein und aus. Auch die NATO nutzt den Flughafen, in etwa so häufig wie die zivile Luftfahrt.

Die beiden wichtigsten grönländischen Städte Nuuk und Ilulissat werden Kangerlussuaq allerdings schon bald ablösen. Derzeit werden deren Flughäfen ausgebaut, so dass dort ab 2024 auch große Maschinen starten und landen können. Da stellt sich die Frage, wie es mit Kangerlussuaq weitergehen soll. Insbesondere die Bürger des 500-Einwohner Dorfes möchten endlich Klarheit.

Kangerlussuaq wurde im Zweiten Weltkrieg als Militärflughafen von der US Air Force eröffnet und erst 1992 an die grönländische Regierung übergeben. Foto: Kevin McGwin 

Die Regierung von Grönland (Naalakkersuisut) hat versichert, dass es ihr Ziel ist, Kangerlussuaq als zivilen Flughafen zu erhalten: «Das ist unser großer Ehrgeiz und unser Ziel», sagte Erik Jensen, sozialdemokratischer grönländischer Minister für Infrastruktur, gegenüber der News-Plattform Sermitsiaq AG. Laut Jensen hofft Naalakkersuisut, dass sie sich mit der dänischen Regierung auf den Weiterbetrieb als internationalen Flughafen einigt.

Die Höhe der beantragten Subventionen für den grönländischen Flughafenbetreiber Mittarfeqarfiit reichen dafür allerdings nicht aus. Naalakkersuisut hat Sermitsiaq zufolge bisher nur 105 Millionen Dänische Kronen beantragt, was für einen Betrieb als Regionalflughafen ausreichend wäre. Für den Weiterbetrieb als Atlantikflughafen wären allerdings weitere 53 Millionen nötig. Naalakkersuisut hofft, dass die dänische Regierung die fehlenden Millionen zur Verfügung stellt.

Air Greenland hingegen geht nicht davon aus, dass die Nachfrage dem Flughafen Kangerlussuaq nach der Eröffnung der beiden neuen Flughäfen noch ausreicht, um weiterhin internationale Flüge anzubieten. Die Fluggesellschaft verfolgt entsprechend auch keine Pläne, internationale Linienflüge fortzusetzen.

«Es gibt nur eine Sache, die darüber entscheidet, ob man dorthin fliegt. Und das ist, ob es Kunden gibt. Ein Flughafen und eine Landebahn schaffen keinen Tourismus. Es ist das Reiseziel. Wenn es also etwas gibt, das genügend Leute besuchen wollen, gibt es einen guten Grund, dorthin zu fliegen», sagt Henrik Bjørner Søe, der kaufmännische Direktor von Air Greenland, und fügt hinzu: «Wenn es also in Kangerlussuaq genügend gut geführte touristische Aktivitäten und genügend gute Unterkünfte gibt, um eine ausreichende Zahl von Touristen aufzunehmen, dann gibt es auch einen Markt für Transatlantikflüge.»

Kangerlussuaq liegt nicht wirklich günstig für Reisen zu den wichtigsten Orten in Westgrönland. Mit den neuen Flughäfen in der Hauptstadt Nuuk und in der bei Touristen beliebten Stadt Ilulissat am Eisfjord können die häufig besuchten Destinationen bald direkt angesteuert werden. Karte: GoogleEarth 

Noch ist allerdings gar nicht sicher, ob Kangerlussuaq ein ziviler Flughafen bleibt. Denn das dänische Verteidigungsministerium wünscht sich seit Langem einen Militärstützpunkt. Und die Umwandlung des Flughafen Kangerlussuaq wäre offenbar eine gute Option, die angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine an Gewicht gewonnen haben könnte. 

Wie auch immer die Entscheidung ausfallen wird, Dänemark kann keinesfalls allein entscheiden, was mit dem Flughafen geschehen soll. Nach Unterzeichnung der Verteidigungsvereinbarung vom letzten Jahr, muss Grönland in allen Fragen, die Grönland und die Arktis betreffen, mit einbezogen werden.

Julia Hager, PolarJournal

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