IAATO weitet Antarktis-Botschafterprogramm aus | Polarjournal
Einfach die Natur in der Antarktis zu erleben ist das Ziel der meisten Besucherinnen und Besucher. Bei einigen löst dies auch den Wunsch aus, mehr für die Umwelt und die Natur zu tun, auch zuhause. Bild: Michael Wenger

Die Begeisterung für die Antarktis in der Gesellschaft ist so hoch wie nie zuvor. Das zeigt sich vor allem auch daran, dass in der vergangenen Saison so viele Touristen wie noch nie die südliche Polarregion besucht haben. Dies sorgt auf der einen Seite für viel Kritik. Auf der anderen Seite sieht aber der Branchenvertreter IAATO darin eine Chance, noch mehr Menschen für antarktische Belange begeistern zu können. Dafür wurde das Antarktis-Botschafterprogramm entwickelt, welches nun ein Upgrade erhält.

Ein eigenes Komitee, das «Antarctic Ambassadorship Committee», wurde explizit für die Ausweitung des Botschafterprogrammes der IAATO (International Association of Antarctic Tour Operators) am diesjährigen Jahrestreffen ins Leben gerufen. Dieses Komitee soll ein komplettes, strukturiertes Programm entwickeln, um Menschen überall auf der Welt zu erreichen, die sich für die Antarktis begeistern und sich für die Region und wofür sie steht, einsetzen wollen. «Das Antarktis-Botschafterprogramm steht im Zentrum der Mission von IAATO», erklärt der neugewählte Leiter des Komitees Steve Jones. «Die Bildung dieses Komitees zeigt dies auf die deutlichste Art.»

Nicht nur die Natur sollen die Touristen erleben, sondern auch mit denjenigen, die dort arbeiten, wird der Kontakt ermöglicht. Dadurch erhalten die Besucher noch mehr Wissen über die Bedeutung der Antarktis. Das fördert auch das Botschafterprogramm der IAATO. Bilder: Michael Wenger / IAATO

Das neugebildete Komitee entstand aus der Wissens- und Bildungsarbeitsgruppe der IAATO, die seit 2015 am Antarktis-Botschafterprogramm gearbeitet hatte. Dazu wurden verschiedene Kommunikationsstrategien und -kanäle entwickelt und die Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit verstärkt. «Jeder, dem die Antarktis am Herzen liegt, hat eine Verantwortung, für die Region und den Kontinent einzustehen und zu agieren», sagt Steve Jones weiter. Hier soll nun das Komitee die Arbeit weiterführen und -entwickeln. «Wir planen, es den Menschen einfacher als je zuvor zu machen, ihr Interesse zu zeigen und echte Antarktis-Botschafter zu werden.» Dazu soll zuerst ein strukturiertes Programm für die Guide-Teams entwickelt werden, welches den direkten Besucherinnen und Besuchern der Antarktis erste Schritte auf dem Weg zum Botschafterstatus aufzeigen soll.

Eine Reihe von Massnahmen und Resultaten wie die 2022 ins Leben gerufene «Ambassadorship Challenge» werden dabei helfen. Diese Challenge ist eine Reihe von 24 Aufgaben, die Polarfans zuhause durchführen können und so ihre Unterstützung für die Region zeigen. Dadurch können sie den Botschafterstatus erreichen, auch wenn sie niemals die Region besuchen wollen oder können. «Dies wird es nicht nur den Besuchern, die aus der Antarktis zurückkehren, ermöglichen, die Reise fortzusetzen, die ihr IAATO-Mitgliedsunternehmen mit ihnen begonnen hat, sondern auch denjenigen, die noch nicht in der Antarktis waren und auch nicht vorhaben, dorthin zu reisen, die Möglichkeit geben, sich auf demselben Niveau mit dem Programm zu beschäftigen», erklärt Hayley Collings, Leiterin der Kommunikation bei IAATO.

Das Botschafterprogramm will die Begeisterung der Menschen für die Antarktis nutzen, um möglichste viele positive Veränderungen zuhause bewirken zu können. Kritiker des Antarktistourismus sehen darin eher eine Art «Greenwashing». Bild: Michael Wenger

Stärkung und Ausweitung des Antarktis-Botschafterprogrammes kommen am Ende einer Saison, die in Sachen Besucherinnen und Besucher einen neuen Rekord gesetzt hat. Über 105’000 Passagiere hatten per Schiff und Flugzeug die Antarktis in der vergangenen Saison besucht. Davon waren mehr als 2/3 auch an Land gegangen während der Rest lediglich mit Schiffen als sogenannte «Cruise only»-Gäste in der südlichen Polarregion war. Während die IAATO darin ein grosses Potential sieht, möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, auch zuhause Veränderungen zu unternehmen, die sich positiv auf die Antarktis auswirken können, sind Kritiker des Antarktistourismus anderer Meinung. Sie sehen darin mehr den Versuch der Industrie, «Greenwashing» zu betreiben und die schädlichen Auswirkungen eines wachsenden Tourismus damit zu verschleiern. Viele der Kritikerinnen und Kritiker stammen aus der Umweltschutz- und Wissenschaftsbranche und warnen davor, dass die Industrie nur einen Weg kenne, nämlich den nach oben mit noch mehr Touristen und entsprechend noch mehr Schäden der fragilen antarktischen Natur. Doch gleichzeitig sind aus denselben Lagern auch Stimmen zu hören, die ein Programm wie dasjenige der IAATO begrüssen und darin eine grosse Chance sehen, für mehr Nachhaltigkeit, Energiesparen und Umweltschutz in der Gesellschaft zu werben, auch zum Schutz der Antarktis. Und zumindest darin scheinen sich alle Seiten einig: die Antarktis so lange wie möglich so natürlich wie möglich bewahren zu wollen.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zur „Antarctic Ambassadorship“ Webseite

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