Am Tag der russischen Raumfahrt, dem 12. April 2024, sprangen Kosmonaut Michail Kornienko und seine Begleiter, Fluglehrer Alexander Lynnik, sowie Denis Efremov aus 10’000 Meter über dem Nordpol zum Eiscamp Barneo Nordpol. Nach Angaben des russischen Unternehmens RuVDS sprangen die Fallschirmspringer bei einer Temperatur von minus 55° Celsius aus einem Il-76-Flugzeug. Dies war der weltweit erste Stratosphärensprung über einer der Polregionen. Die Stratosphäre beginnt am Nordpol in 8’000 Metern Höhe.
Die Fallschirmspringer trainierten mehrere Monate lang und besprachen bei der Planung ausführlich die Einzelheiten der Landung. Für den Fall, dass sie an einem ungeplanten Ort landen würden, wurde eine Such- und Rettungsgruppe mit Hubschraubern vom Eiscamp Barneo eingesetzt. Michail Kornienko, der Hauptinitiator des Rekordsprungs über dem Nordpol erklärte, dass er dasselbe empfand wie vor seinem Flug ins Weltall, nämlich Verantwortung.
Nach Angaben des Teams war die Luft in 10’000 Meter sehr dünn und der Fallschirm hätte nicht die erforderliche Füllung, bzw. Tragfähigkeit erhalten, sodass der Fallschirm erst in einer Höhe von etwa 1’000 Meter geöffnet wurde. Die drei Rekordhalter befanden sich daher etwa zwei Minuten lang im freien Fall bevor sich ihre Fallschirme öffneten.
Michail Kornienko absolvierte als Flugingenieur zwei Flüge ins All und unternahm zwei Weltraumspaziergänge. Er hält mit mehr als 500 Tage auch den absoluten Rekord für einen Aufenthalt im Orbit, davon 12 Stunden beim Ausstieg aus der Raumstation im Weltraum.
Michail Kornienko: „Es waren unsere Leute, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts als erste einen Nonstop-Flug über den Nordpol unternahmen (…). Deshalb war ich immer davon überzeugt, dass wir einen Rekordsprung aus der Stratosphäre über dem Nordpol durchführen müssen“.
Zudem erklärte die Telekommunikationsgesellschaft RuVDS, dass auch Serverausrüstung von der Il-76 abgeworfen worden war. Nikita Tsaplin, Generaldirektor von RuVDS, betonte, dass es in der Arktis notwendig sei, die Widerstandsfähigkeit der Ausrüstung gegenüber arktischen Temperaturen und schwierigen Bedingungen zu testen und den Einfluss des Nordlichts auf das Signal und andere Aspekte zu beobachten. „In Zukunft wird das Projekt einen neuen Ansatz für den Einsatz von Rechenleistung in der Region ermöglichen und neue Möglichkeiten sowohl für Wissenschaftler als auch für Unternehmen öffnen“, gab Tsaplin weiter zu verstehen.
Heiner Kubny, PolarJournal