Nordpol—Camp Barneo eröffnet wieder in 2024 | Polarjournal
Ab kommenden April soll wieder die firmeneigene AN-74 auf der Piste mitten auf dem arktischen Meereis landen und starten und Expeditionsteilnehmer und Touristen zum Camp nahe dem Nordpol bringen. (Foto: Barneo AG)

Die letzten Jahre waren für das prominente Eiscamp Barneo, welches sich an der alten Tradition der Drifteis-Stationen in der Arktis orientiert, kein Zuckerschlecken. Aufgrund schlechter Eisbedingungen, dann der COVID-Pandemie und am Schluss die geopolitische Lage machten den Betrieb des Camps unmöglich. Doch nun wollen es die Betreiber noch einmal versuchen und melden die Eröffnung des Camps nächstes Jahr.

Ab April 2024 soll nach den Plänen des Campbetreibers das berühmte Eiscamp Barneo wieder auf dem Eis entstehen, wie der Schweizer Besitzer Barneo AG mitgeteilt hat. Geplant ist, wieder rund 100 Kilometer vom geografischen Nordpol entfernt, das Camp mit seinen markanten blauen Zelten zu errichten und eine Landepiste zu erstellen, auf der die firmeneigene Antonov AN-74 starten und landen kann. Das Camp soll für Touristinnen und Touristen und Expeditionsteilnehmende als Startpunkt und komfortable Basis in Richtung Nordpol dienen. Ausserdem werden wiederum die sogenannten «Last Degree»-Expeditionen, die mit Skiern und Pulkas zu Fuss in Richtung Nordpol gehen werden, durchgeführt. Und auch wissenschaftlich haben sich Forschende aus verschiedenen BRICS-Staaten für eine Teilnahme angemeldet.

Wie in der Vergangenheit werden die Flüge zum Camp von einer Antonov AN-74 betrieben werden, die sich als das für solche Operationen zuverlässigste Flugzeug gezeigt hat. Im Camp angekommen, werden die Besucherinnen und Besucher erst in den Zelten untergebracht und können sich einen ersten Eindruck der arktischen Landschaft mitten auf dem Meereis verschaffen. Danach erfolgt der Flug mit einem Mi-8-Hubschrauber in Richtung geografischer Nordpol für Touristinnen und Touristen. Gegebenenfalls könnten auch Expeditionen vom Camp aus starten, die den Nordpol zu Fuss erreichen wollen. Dies war schon früher oft der Fall gewesen und das Camp diente dann dazu auch als Such-und Rettungsbasis (SAR-Basis), falls Probleme auftauchen würde.

Die Flüge zum Nordpol dauern in der Regel rund 40 – 45 Minuten, gefolgt von einem rund einstündigen Aufenthalt am nördlichsten Punkt der Welt selbst. Wie in solchen Fällen üblich, wird dies entsprechend gefeiert werden. Die Betreiber erklären aber auch, dass Sicherheit in jedem Fall vor geht. Die Flüge zum Pol werden nur bei entsprechend guten und stabilen Bedingungen durchgeführt, sowohl was das Wetter wie auch was das Meereis anbelangt. Nach der Rückkehr ins Camp wird mehr Zeit für die arktische Meereislandschaft zur Verfügung stehen, das Camp-Catering zu geniessen und sich mit den anderen Teilnehmende auszutauschen. Übernachtet wird darauf im Camp in den bekannten blauen beheizten Zelten, standesgemäss auf Feldbetten und im Schlafsack. Am dritten Tag sollen dann die Besucherinnen und Besucher nach einem herzhaften Frühstück wieder in die Zivilisation zurückgeflogen werden.

Da sich die Reise in erster Linie an Nordpol-Interessierte richtet, sollten diese in Sachen Ausrüstung sicherstellen, dass sie einerseits mit Kleidung ausgerüstet sind, die sich für tiefe Temperaturen eignen und Sonnenschutzmittel mitbringen, die für einen sehr hohen Schutzfaktor sorgen. Gleichzeitig muss aber das Gesamtgewicht des Gepäcks nicht 15 Kilo überschreiten bei einer Aufenthaltsdauer von zwei Tagen mit einer Übernachtung. Akkus für Handys und Fotoapparate können im Camp aufgeladen werden.

Ganz wie früher wird Barneo aber nicht ablaufen können, da die Flüge nicht, wie früher über Longyearbyen abgewickelt werden. Die norwegischen Luftfahrtbehörde erteilte dem Schweizer Besitzer keine Bewilligungen. Darum wird der Startpunkt nach Krasnojarsk verlegt. Von dort aus werden die Flüge in Etappen nach Barneo und zurück durchgeführt. Insgesamt vier Tage dauert somit eine Nordpol-Reise. (Archivfoto: Heiner Kubny)

Also alles wie früher? Nicht ganz, betrachtet man die gesamte Reise. Der Start- und Endpunkt der ganzen Reise musste endgültig verschoben werden, nachdem in diesem Jahr die norwegische Luftfahrtbehörde Luftfartstilsynet die Bewilligung für die Flüge ab Longyearbyen nicht erteilte hatte. Nachdem alle Optionen abgewägt worden waren, entschied man, dass der Start- und Endpunkt ins sibirische Krasnojarsk verlegt wird. Dort sollen allen Teilnehmenden zusammenkommen und von dort aus werden sie mit der Antonov AN-74 danach an die Küste nach Khatanga geflogen, wo nochmals ein Aufenthalt inklusive einer Übernachtung geplant sind. Erst am zweiten Tag wird dann der 5-stündige Flug nach Barneo weitergeführt, wobei ein Zwischenstopp im Camp Baranov auf Severnaja Semlja zum Auftanken eingeplant ist. Auch die Rückflüge werden aufgrund der Distanzen via Khatanga durchgeführt und die Reise endet am vierten Tag wieder in Krasnojarsk. Die Übernachtungen in Khatanga werden nach Angaben des Betreibers als Vollpension im Gesamtpaket enthalten sein. Der Preis des Pakets liegt bei 28’500 Euro, wobei auch allfällige Übernachtungen in Barneo im Falle einer wetter-, eis- oder anderweitig bedingten Verschiebung des Rückfluges eingeschlossen sind. Die Bezahlung erfolgt nach Angaben direkt in die Schweiz an den Besitzer des Camps.

Während in den letzten Jahren vor allem Touristinnen und Touristen aus dem asiatischen Raum und aus Russland die Reise unternommen hatten, schreibt der Schweizer Besitzer, dass die Reise auch für westliche Teilnehmende offensteht. Auf die Frage, wie diese nach Russland gelangen, erklärte der Betreiber, dass Flüge ab Serbien, der Türkei, Katar, Dubai oder Oman nach Russland gehen und damit Krasnojarsk erreichbar sei und man bei den Visafragen allen Teilnehmende Hilfe leisten werde. Auch alle weiteren Fragen und Informationen können via E-Mail direkt bezogen werden.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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