GLUBS — Globale Bibliothek mit Geräuschen aquatischer Tiere  | Polarjournal
Der Seeleopard ist nur eine von vielen Arten, deren Laute und Geräusche in die neue Bibliothek GLUBS aufgenommen werden. Foto: Heiner Kubny

Der Ozean und die Flüsse und Seen stellen gemeinsam den größten Lebensraum der Erde dar. Was für uns Menschen an der Oberfläche meist im Verborgenen bleibt, ist die Vielfalt an Geräuschen und Lauten, die die aquatischen Tiere erzeugen. Sie kommunizieren untereinander und machen Geräusche etwa bei der Nahrungsaufnahme oder bei der Fortbewegung. Und sie sind zunehmend für sie gefährlichem, anthropogenem Unterwasserlärm ausgesetzt. Auf Initiative von 17 internationalen Fachleuten soll nun eine globale Bibliothek mit den Geräuschen der Unterwasserwelt entstehen, um die sich verändernde Umwelt zu überwachen und Informationen zum Meeresschutz zur Verfügung zu stellen.

Das Projekt «Global Library of Underwater Biological Sounds» (Globale Bibliothek von biologischen Unterwassergeräuschen), kurz GLUBS, wurde vor wenigen Tagen von den 17 Experten, zu denen auch eine Wissenschaftlerin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung zählt, in der Fachzeitschrift Frontiers in Ecology and Evolution vorgestellt. Die Bibliothek wird die charakteristischen Laute und Geräusche von Meeressäugern wie Walen und Robben, aber auch von Fischen, Wirbellosen und Krustentieren umfassen.

Visuelle Beobachtungen von Meerestieren und Süßwasserbewohnern sind meist mit hohem Aufwand verbunden und vor allem bei nachtaktiven Arten nur schwer zu realisieren. Daher arbeiten Forscherinnen und Forscher seit vielen Jahren mit passivem akustischen Monitoring (PAM); das heißt, sie zeichnen unter Wasser die Laute und Geräusche von Tieren mit Hilfe von Hydrophonen (Unterwassermikrophonen) auf. So verschaffen sie sich beispielsweise einen Überblick über die sich verändernde Vielfalt, die Verbreitung und Abundanz von Tieren und können auch neue Arten identifizieren, ohne die Tiere dabei zu stören. Anhand der akustischen Eigenschaften der Unterwasser-Klanglandschaft wollen sie so die Art und den Zustand von Ökosystemen charakterisieren. Die Autorinnen und Autoren sprechen in der Studie von vielen Millionen Stunden von Unterwassergeräuschen, die weltweit bereits aufgenommen wurden und teils noch auf Auswertung warten.

Allein die Laute, die Meeressäuger zur Kommunikation nutzen, sind sehr vielfältig und speziell. Video: Julia Hager / Audioaufnahmen: unbekannt

Angesichts des weltweiten Rückgangs der Biodiversität, eines der größten Probleme unserer Zeit, und der unaufhaltsamen Veränderung der Geräuschkulisse unter Wasser durch den Menschen, unterstreicht das Autoren-Team wie wichtig es ist, die Quellen der biologischen Unterwassergeräusche zu dokumentieren, zu quantifizieren und zu verstehen, bevor sie drohen möglicherweise zu verschwinden. 

Die neue Plattform, in die bereits bestehende Bibliotheken aus der ganzen Welt integriert werden sollen, wird eine frei zugängliche Referenzbibliothek mit bekannten und unbekannten biologischen Geräuschquellen bereitstellen. Zudem soll sie eine Trainingsplattform für Algorithmen von Künstlicher Intelligenz zur Erkennung und Klassifizierung von Geräuschen enthalten, Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen die Erstellung von Karten der Artenverteilung ermöglichen und eine auf Bürgerwissenschaft basierende Anwendung für öffentliche Nutzer anbieten. 

Zu den bereits bestehenden Aufnahmen, die GLUBS beinhalten soll, zählen auch die Aufnahmen der AWI-Unterwasser-Lauschstation PALAOA in der Antarktis, die regelmäßig Buckelwale, Zwergwale und andere Meeressäuger aufzeichnet. Die Wissenschaft geht davon aus, dass alle 126 marinen Säugetiere Laute von sich geben. Von den etwa 250.000 bekannten Meerestierarten geben mindestens 100 Wirbellose und 1.000 der 34.000 bekannten Fischarten Geräusche von sich. 

Julia Hager, PolarJournal

Link zur Studie: Miles J. G. Parsons, Tzu-Hao Lin, T. Aran Mooney et al.: Sounding the Call for a Global Library of Underwater Biological Sounds, Frontiers in Ecology and Evolution (2022). DOI: 10.3389/fevo.2022.810156

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