Kangerlussuaqs Zukunft erhält Lichtblitze, bleibt aber unklar | Polarjournal
Wie der Nebel über dem Flughafen lichtet sich auch die Zukunftsaussichten für die rund 500 Einwohner Kangerlussuaqs nur schwer. Bild: Quirin Soloviev Wikicommons CC-BY SA 3.0

Während Jahrzehnten war Kangerlussuaq Grönlands internationale Drehscheibe im Flugverkehr, dank der Tatsache, dass der 500-Seelen Ort eine Landebahn hatte, auf der grosse Militär- und Passagiermaschinen das ganze Jahr landen und starten konnten. Doch mit dem Ausbau der Flughäfen in Ilulissat und Nuuk, ging der Vorteil verloren und die Zukunft war nicht mehr rosig, sondern ziemlich dunkel. Nun kommt langsam Bewegung in das Thema, aber von einer Klärung ist man noch weit entfernt.

Am vergangenen Montag unterzeichneten Grönland und Dänemark ein Abkommen, welches die weitere militärische Nutzung des Flughafens Kangerlussuaq sichern wird. Grönlands Regierungschef Múte B. Egede, sein Minister für Wohnungen und Infrastruktur Erik Jensen und der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen unterzeichneten das Dokument, das den Rahmen für die zukünftige Nutzung des Flughafens für die dänischen Streitkräfte festlegt. Damit ist zwar erst ein Rahmen gesetzt, doch zumindest hängen die Bewohner Kangerlussuaqs nicht mehr in der völligen Schwebe, was die Zukunft «ihres» Flughafens anbelangt.

Das Rahmenabkommen sichert zumindest auf dem Papier die zweiseitige Nutzung des Flughafens für militärische und zivile Zwecke. Bild: Buiobuione Wikicommons CC-BY SA 4.0

Mit der Unterschrift Dänemarks werden erst einmal zwei Punkte gesichert, wie Regierungschef Egede gegenüber der Zeitung Sermitsiaq festhält: «Die wichtigsten Punkte des Rahmenabkommens über den Flughafen Kangerlussuaq sind erstens seine zweifache Nutzung, so dass Flugzeuge der Streitkräfte und Passagiermaschinen landen können und zweitens, dass die Streitkräfte den Flughafen renovieren werden und drittens, dass die Streitkräfte für die Finanzierung verantwortlich sein werden.» Alle drei Punkte waren nach der Ankündigung der grönländischen Regierung, die Flughäfen in Ilulissat und Nuuk auszubauen und ab Herbst 2024 zu den neuen Drehscheiben Grönlands im Flugverkehr zu verwandeln, völlig unklar. Anfragen an die Regierung wurden meist nur vage oder gar nicht beantwortet. Nuuk wollte erst die Entscheidung der dänischen Streitkräfte abwarten. Und diese haben sich nun klar für die Beibehaltung des Flughafens und dessen Nutzung ausgesprochen. Dies dürfte auch mit der neuen geopolitischen Realität zusammenhängen und der Situation in der Arktis. Diese setzen Grönland wieder viel stärker ins Zentrum der strategischen Überlegungen der Nato.

Trotz des Abkommens mit den dänischen Streitkräften bleiben viele Fragen offen. Air Greenland und die Regierung in Nuuk haben noch keine weiteren Vorschläge und Pläne zur Zukunft von Kangerlussuaq konkretisiert. Nur die Tatsache, dass Air Greenlands Flaggschiff «Tuukaq» nicht mehr dort landen wird, scheint festgelegt. Bild: Air Greenland

Obwohl das Abkommen mit den dänischen Streitkräften etwas Luft schafft, bleibt die weitere Zukunft des Flughafens und der Ortschaft weiterhin in der Schwebe. Denn Air Greenland, die zweite grosse Nutzerin des Flughafens, hüllt sich weiterhin in den Mantel des Schweigens, wenn es um konkrete Pläne geht. Sicher scheint, dass die Zeit der internationalen Flüge von und nach Kangerlussuaq vorbei sein werden. Bei einer Infomationsveranstaltung liess die Fluggesellschaft verlauten, dass man prüfe, ob Kangerlussuaq ein alternativer Flughafen wenigstens für Inlandsflüge bleiben könnte. Das hängt jedoch von den Kapazitäten des Flughafens, auch nach einem allfälligen Ausbau ab. «Es ist im Interesse von allen, dass Kangerlussuaq weiterentwickelt wird», erklärte die Verwaltungsratsvorsitzende Bodil Marie Darmgaard. Doch Air Greenland will nicht vorpreschen und will abwarten, in welche Richtung die Entwicklung geht. «Es wird in kleinen Schritten geschehen und diese Schritte werden ein unglaubliches Mass an Zusammenarbeit benötigen. Nur eine Partei wird nicht das Gesamtpaket abliefern», sagte sie weiter. Welche andere Partei noch mitspielen sollte, ist eigentlich klar, nämlich die Regierung. Doch auch die lässt sich bei der Frage nicht in die Karten schauen. Dabei mangelt es nicht an Vorschlägen, wie die Zukunft von Kangerlussuaq aussehen könnte. Eine Arbeitsgruppe hatte konkrete Vorschläge und Massnahmen veröffentlicht. Dazu zählten neben dem Ausbau der Strasse von Kangerlussuaq nach Sisimiut, dem Ausbau des Hafens für die Versorgung und mögliche Touristenschiffe, auch die Prüfung von möglichen Gabelflügen zwischen Kangerlussuaq und Ilulissat bzw. Nuuk.

Möglichkeiten für eine Zukunft von Grönlands einstigem Dreh- und Angelpunkt sind also da. Doch ob eine Entscheidung bis im Herbst 2024 vorliegt, wenn die Flughäfen in Nuuk und Ilulissat ihren Betrieb aufnehmen werden, bleibt vorerst im Nebel.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Mehr zum Thema

Print Friendly, PDF & Email
error: Content is protected !!
Share This