Überraschender Rücktritt am Schweizer Polarinstitut | Polarjournal
Der Walliser Hauptort Sion, neuer Standort des SPI, erlebt immer wieder kleine geologische Erschütterungen. Die Meldung aus dem SPI war zwar keine geologische Erschütterung, kam aber ebenfalls überraschend. Bild: Christian David via Wikicommons

Ein Blick auf die seismologische Liste in der Schweiz zeigt, dass die Erde in Sion immer wieder mal bebt, meist schwach und überraschend. Einem solchen kleinen, wenn auch nicht geologisch verursachten Beben entsprach eine Meldung des Schweizer Polarinstitut letzte Woche, als dieses den Rücktritt der wissenschaftlichen Leiterin bekanntgegeben hatte.

Die wissenschaftliche Leiterin am Swiss Polar Institute, Professorin Dr. Gabriela Schaepmann-Strub, wird von ihrer Position zurücktreten, meldete das SPI in einer Pressemitteilung letzten Mittwoch. Der Rücktritt werde auf Ende August erfolgen, wie das Institut vermeldet. Angaben zu den Gründen für den Rücktritt oder zur Nachfolge machte das SPI in der Meldung jedoch keine. Es dürfte jedoch zu erwarten sein, dass das Institut bis zum traditionellen Swiss Polar Day die Nachfolge geregelt haben dürfte. Der Swiss Polar Day wird in diesem Jahr erstmals am neuen Standort des SPI in Sion durchgeführt.

Professorin Gabriela Schaepmann-Strub (rechts) hatte seit 2020 die wissenschaftliche Leitung am SPI und war massgeblich an Kollaborationen des SPI mit internationalen Institutionen beteiligt wie hier in Grönland mit dessen nationalem Forschungsrat. Bild: Vincent Haagmans

Die Position als wissenschaftliche Leitern am SPI hatte Professorin Schaepmann-Strub am 1. Mai 2021 offiziell übernommen, nachdem sie die Stelle nach Professor Konrad «Koni» Steffens Tod im August 2020 interimistisch geführt hatte. Zuvor war sie die Leiterin des Wissenschafts- und Technologie-Beirates seit der Gründung des Swiss Polar Institute 2016. Martin Vetterli, der Stiftungsratsvorsitzende des SPI erklärte: «Sie spielte eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung des SPI in seinem Übergang zu einer etablierten Polarorganisation.»

In ihre Zeit als wissenschaftliche Leiterin fallen besonders die Ausweitung der Zusammenarbeit des SPI mit verschiedenen Forschungsinstitutionen besonders in Grönland zusammen. Sie war massgeblich an der Etablierung einer gemeinsamen Forschungs- und Politikplattform zwischen der Schweiz und Grönland zu Naturgefahren wie Lawinen und Erdrutsche beteiligt, die am 20. April 2023 in Nuuk unterzeichnet worden war.

Ein weiterer Meilenstein in den letzten zwei Jahren waren die beiden Flaggschiff-Initiativen des SPI, «Greenfjord» und «Pamir». Bei beiden handelt es sich um multidisziplinäre, mehrjährige Projekte, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die montanen und arktischen Regionen beschäftigen und im letzten Jahr gestartet wurden. Auch hier war Professor Dr. Schaepmann-Strub eine der treibenden Kräfte am SPI.

Ein weiteres Highlight war sicherlich die vom SPI im Herbst 2021 durchgeführte «Arctic Century»-Expedition in den Bereich der russischen Arktis, die von Professorin Schaepmann-Strub mitorganisiert und begleitet worden war.

Ihre Arbeit für und in der Arktis wird weitergehen. Mit ihrer Forschungsgruppe «Earth System Science Lab» untersucht sie den Einfluss auf die Vegetation und die Energieflüsse in der arktischen Tundra in einem multidisziplinären und ganzheitlichen Ansatz. Bild: Screenshot SFR Tagesschau 20. November 2022

Trotz des überraschenden Rücktritts als wissenschaftliche Leiterin am SPI wird Professorin Schaepmann-Strub auch in Zukunft mit dem Institut zu tun haben. «Es war eine Freude, mit den Schweizer und internationalen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten, um gemeinsam die Polarforschung zu fördern und gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken», schreibt sie in ihren sozialen Medienkanälen. «Unsere Wege werden sich sicherlich auch in Zukunft wieder kreuzen.» Als ausserordentliche Professorin und Leitern er Forschungsgruppe «Earth System Science Lab» an der Universität Zürich befasst sie sich besonders mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Vegetation und die Energieflüsse in der arktischen Tundra. Ausserdem ist sie auch die Schweizer Vertreterin im Internationalen Komitee für arktische Forschung IASC und beim Gremium für den Schutz der arktischen Flora und Fauna CAFF. Gegenwärtig bereitet sie sich mit ihrer Forschungsgruppe auf die bevorstehende Feldarbeit in der arktischen Tundra vor.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Mehr zum Thema

Print Friendly, PDF & Email
error: Content is protected !!
Share This