Biber in der Arktis erhöhen Freisetzung von Methan aus Permafrost | Polarjournal
Der Amerikanische Biber (Castor canadensis) breitet sich aufgrund des Klimawandels in der Tundra Alaskas immer weiter aus. Foto: Becky Matsubara via Wikimedia Commons (CC BY 2.0)

Biber dringen mit der Erwärmung der Arktis immer weiter in die Tundra vor und verursachen mit ihren Baumaßnahmen eine höhere Freisetzung des Treibhausgases Methan.

Vielerorts freuen sich Naturfreunde über die Umgestaltungsmaßnahmen der Biber, da sie Ökosysteme bereichern und die Artenvielfalt erhöhen. In der arktischen Tundra, in der sich der Amerikanische Biber (Castor canadensis) in den letzten 50 Jahren wegen der raschen Erwärmung der Arktis immer weiter ausbreitet, führen seine Aktivitäten allerdings zu Problemen, die den Klimawandel noch verstärken könnten.

Sie bauen Dämme, überfluten dadurch oft die umliegende Vegetation und verwandeln arktische Flüsse und Bäche in stehende Gewässer. Die Überschwemmungen führen zu einem schnelleren Auftauen des Permafrostbodens, was die Freisetzung der Treibhausgase Kohlendioxid und Methan begünstigt. Zudem behindern oder gar verhindern die Biberdämme den Weitertransport von organischem Material, das sich in der Folge in den Biberteichen ablagert. Das angehäufte organische Material wird von sauerstoffverbrauchenden Mikroorganismen abgebaut, was ideale Bedingungen für die Freisetzung von Methan schafft.

Ein Forschungsteam unter der Leitung der University of Alaska Fairbanks untersuchte in einer aktuellen Studie mit Hilfe von Satellitendaten und luftgestützter Fernerkundung erstmals auf Landschaftsebene, ob in der Umgebung von Biberteichen mehr Methan in die Atmosphäre entlassen wird.

Ein 100 Meter langer Biberdamm, links im Bild, staut einen großen Biberteich auf der Seward-Halbinsel im Westen Alaskas. Im Teich ist eine Biberburg zu sehen. Foto: Ken Tape

Das Untersuchungsgebiet, im Nordwesten Alaskas im unteren Noatak River Becken gelegen, umfasst eine Fläche von 430 Quadratkilometern, auf dem die Forschenden die Methan-Hotspots mit Hilfe von Hyperspektralkameras identifizierten. In der Fachzeitschrift Environmental Research Letters berichtet das Team, dass es in der Nähe der Teiche viele Methan-Hotspots gibt, die mit zunehmender Entfernung vom Teich kleiner werden. Sie kamen zu diesem Ergebnis, indem sie die Lage der Methan-Hotspots mit der aus Satellitenbildern ermittelten Lage von 118 Biberteichen und anderen Bächen und Seen verglichen. In der Nähe der Biberteiche gibt es der Studie zufolge 51 Prozent mehr Methan-Hotspots als um Gewässer ohne Biberaktivität. 

In der Studie schreiben die Forschenden, dass die Bauaktivität der Biber in der Region bis zum Jahr 2000 minimal war aber in jüngster Zeit stark zugenommen hat. Insbesondere das Aufstauen entwässerter Thermokarstseen würde zu einer stärkeren Methanfreisetzung führen, da diese reich an organischem Material sind und die Methanogenese in erheblichem Maße fördern dürfte, so das Autorenteam.

Durch die Bauaktivitäten von Bibern wird ein kleiner Bach, der von links nach rechts fließt, auf der Seward-Halbinsel gestaut. Neben dem entstehenden Biberteich wurde flacher Permafrost gemessen. Foto: Ken Tape

Das Forschungsteam geht davon aus, dass die Biberaktivität in der Arktis zumindest anfänglich die Freisetzung von Methan erhöhen wird. «Wir sagen ‚anfänglich‘, weil das die Daten sind, die wir haben», sagte Ken Tape, Forschungsprofessor am Geophysikalischen Institut der University of Alaska Fairbanks, in einer Pressemeldung der Universität. «Was die längerfristigen Auswirkungen sind, wissen wir nicht.»

Methan ist ein 25-mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid und trägt erheblich zur Erwärmung der Atmosphäre bei. Nach Angaben der US-Umweltschutzbehörde haben sich die Methankonzentrationen in der Atmosphäre durch menschliche Aktivitäten in den letzten 200 Jahren mehr als verdoppelt.

Julia Hager, PolarJournal

Link zur Studie: Jason A Clark, Ken D Tape, Latha Baskaran et al. Do beaver ponds increase methane emissions along Arctic tundra streams? Environmental Research Letters, 2023; 18 (7): 075004 DOI: 10.1088/1748-9326/acde8e

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